21.10.08

Nobel Nobel

Gestern war wieder so ein Abend. Herr Kim hatte sich schon die ganze Woche drauf gefreut uns zum Essen auszuführen und wir wussten gar nicht, warum er so darauf bestand. Normalerweise ist er ja überhaupt keiner von den Koreanern, die einen zu Hoesik (Gruppenzwangessenundbesäufnis) zwingen wollen und auch dies Mal sagte er, dass niemand gezwungen sei. Trotzdem merkte man, dass ihm das irgendwas bedeutet.
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Also trafen wir uns, alle anderen Verpflichtungen absagend, nach dem Kurs mit ihm in Sillim und er führte uns in ein superleckeres Galbi-Restaurant aus, wo er bei ein wenig Soju dann in kleiner Runde erzählte, warum es ihm derzeit so gut geht:
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Er ist der koreanische Übersetzer des diesjährigen Nobelpreisträgers. Und in Korea heißt das, dass er nicht nur einen Haufen Geld bekommt, weil alle in die Buchhandlungen rennen und sich die Werke kaufen, sondern er hat auch vom Verlag für den er übersetzt hat, einen Bonus im ordentlich ordentlichen Bereich gekommen. Da sag einer, man könne mit Übersetzen kein Geld verdienen - man muss nur den Jackpot treffen.
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Also gingen wir zum Noraebang über und wir wurden uns noch bewusster, was wir an diesem Herrn Prof. Kim haben: Anstatt wie gewisse andere Professoren plötzlich allzu touchy zu werden und nur noch widerlich rumzulallen, wurde Herr Kim wie ein Kind, grinste sich bierselig einen und schmetterte ab und zu mit mir Revolutionsballaden (Ireona, Ireona...^^).
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Irgendwie ist Herr Kim wirklich faszinierend mit diesem scharfsinnigen Humor, seinem Intellekt, der freundlich-verbindlichen koreanischen Art und zugleich dem französischen Stilempfinden für angemessene Reaktion zu Situation.
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Gegen 1 setzten wir ihn dann ins Taxi, was ihm nicht gefiel, weil er zwar nach Hause wollte, es aber albern fand, dass wir ihn noch bis zum Taxi begleiteten. Gegen 2 durfte ich dann auch langsam gehen, da ich ja heute wieder um 7 aufstehen musste. Aber es hat trotzdem gut getan nach fast 3 Wochen mal wieder einen koreanischen Abend einzulegen. Egal wie fertig man am nächsten Tag ist, man merkt, dass es noch was gibt außer Arbeit und Geldverdienen.
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1 Kommentar:

Jens-Olaf hat gesagt…

Ja, andere Geschichte, aber habe ich heute aber auch erlebt.