Kim Jong-Il ist tot. Sagen zumindest verschiedene Medien. Damit verhält es sich ähnlich wie mit dem Untergang der koreanischen Wirtschaft oder dem sicheren Sieg Obamas bei den Wahlen. Wird zwischendurch alles mal für bare Münze genommen, bis sich alle Medien dann stillschweigend doch wieder darauf besinnen, sich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen.
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Trotzdem ist es durchaus interessant, dass Kim zu den 60-Jahr-Feiern nicht erschienen ist. Beobachter sprechen zu Recht von der Bedeutung der 60 Jahre im traditionellen Kalender; denn nach 60 Jahren ist ein traditioneller Lebenszyklus beendet und ein neuer beginnt. Wo dann aber viele Leute mit teils sehr konstruierten Erklärungen ankommen (das mit den Körperdoublen hat sich schon bei Saddam als nicht ganz richtig rausgestellt), werden leider die wirklich interessanten Anzeichen mal wieder vernachlässigt. Auch wenn die politische Analyse wichtig und richtig ist (Atomanlage, Reaktion auf den Geumgang-Zwischenfall etc.), so gibt es doch gerade in einer so formalisierten Diktatur wie Nordkorea gerade auf sprachlicher Ebene einiges zu entdecken. Auf solche Sachen aber hat uns Dr. Brochlos dankbarerweise immer aufmerksam gemacht bzw. uns für diese Feinheiten sensibilisiert, die den normalen Nordkorea-Analysten oft einfach so entgehen. Ich würde jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass meine Beobachtung richtig ist, aber auffällig ist der Wandel im Norden allemal.
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Jeder der Koreanisch kann, solle sich mal die aktuellen Reden der Führungsspitze durchlesen. Genau durchlesen. Es wird auffallen, dass über Kim Jong Il teils sogar in der Vergangenheit (!) gesprochen wird, bzw. der gesamte Ton der Reden so gehalten ist als wäre Kim Jong Il etwas Entrücktes, das nicht mehr zum Aktuellen gehört. Die Vokabeln, die Grammatik, der ganze Ton erinnert sehr an die Zeit als Kim Il-Sung starb. Also sein Körper - sein Geist leitet ja die Welt immer noch wie wir alle wissen.
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Man darf gespannt sein. Dass im Moment im Norden Machtkämpfe toben, dafür gibt es inzwischen soviele Indizien, dass man es als "granted" nehmen kann. Was wirklich mit unserem Lieblingsdiktator los ist, wird die Zeit zeigen. Ewig wird man einen Tod, Putsch oder sonstiges nciht verheimlichen können, auch in Nordkorea nicht.
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