6.4.09

Unser Lieblingsnachbarland

Ach ja, was wäre ein Tag ohne Nachrichten aus der berechenbar unberechenbarsten Diktatur der Welt, einige Kilometerchen nördlich von meinem Earl Gray Latte im Sonnenschein.
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Die Berechnungen gehen zwar auseinander, aber der Raketentest hat sicher einige dutzend bis hundert Millionen US-Dollar gekostet. Zwar sind meiner Meinung nach die südkoreanischen Berechnungen, die die Kosten niedriger schätzen, zuverlässiger, da sie den Punkt beachten, dass man als nordkoreanischer Staat so gut wie keine Personalkosten braucht - und das sind bei solchen Projekten nun Mal fast die Hälfte der anfallenden Kosten.
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Lee Myeong-bak hat ganz zurecht gesagt, dass man im Süden weiter Bäume pflanzen werde, auch wenn der Norden sein Geld lieber für Raketen ausgibt - und wurde dafür natürlich gleich wieder von allen Seiten kritisiert. Sicher, der südkoreanische Staat macht auch andere Dinge mit seinem Geld als die Natur schützen, aber grundsätzlich war es doch ein treffendes Bild der Lage.
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Das witzige ist, dass der Norden selbst die Kosten für die Rakete nach oben zu übertreiben versucht - vermutlich, um bei eventuellen Verhandlungen zur Aufgabe des Projekts wieder einmal den Preis hochzutreiben. Wie gesagt, Nordkorea ist eigentlich wunderbar berechenbar in seiner Unberechenbarkeit. Und auch wenn sich die ganze Welt jetzt schadenfroh in die Hände klatscht, dass Nordkorea den Satelliten nicht ins All bekommen hat; wer wirklich denkt, dass das eine Niederlage für Kim ist, der irrt doch gewaltig. Diese paar hundert Millionen waren die sicherste Investition, die er für Nordkorea tätigen konnte, bringt sie doch so gut wie sicher bald wieder ein bisschen Geld rein. Im Gegensatz zu den Konjunkturpaketen des Westens, die die Staatshaushalte kaputt machen, sichert sich nämlich Nordkorea mit der schönen Rakete nach einer Vorinvestition bald wieder noch schönere Devisen. Sicherer wäre eigentlich nur noch gewesen, ein paar Apartmentkomplexe in Gangnam zu kaufen und ein paar Jahre zu warten - das hätte auch die zähen Verhandlungen erspart, die jetzt nach dem ersten Säbelrasseln beider Seiten wieder zustande kommen werden.
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Unterdessen zeigt Nordkorea Mal wieder, dass Politik nicht an der Raketenbasis aufhört. Vor einigen Tagen hat Nordkorea in einem historischen Spiel gegen Südkorea verloren. Zum ersten Mal spielte Nordkorea in Seoul und zum ersten Mal seit ca. 16 Jahren gewann Südkorea wieder in einem Spiel, die sonst - komisch komisch - so gut wie immer unentschieden ausgingen.
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Dann war es einige Tage ruhig und dann reichte Nordkorea Protest ein. Warum? Weil die Südkoreaner die nordkoreanische Mannschaft vergiftet haben mit ihrem kapitalistischen Essen. Jawoll. Und wer steckt dahinter? Kein Witz, die südkoreanische Verbrecherregierung, die angewiesen hat, die armen nordkoreanischen Fußballer mit verseuchtem Essen ausser Gefecht zu setzen. Wieder einmal ein Komplott gegen das arme Nordkorea und wieder einmal ist Lee dran Schuld. Nachdem in den USA jetzt Gott reagiert, ist man ja fast beruhigt, dass es noch richtige Schurken an der Macht gibt.
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1 Kommentar:

Sarah hat gesagt…

Hab das Spiel zwar nicht gesehen, aber bin fest davon überzeugt, dass der Treffer der Südkoreaner in der 88. Minute eher ein Zufall war und die doch eigentlich wieder unentschieden spielen wollten....war übrigens nicht das erste Mal, dass die Nordis hier waren, das war letzes Jahr im August, und das Spiel (0:0) hab ich auch im Stadion gesehen....
Der ganze Vergiftungsverwurf ist mal wieder eine super show der Nordis, einfach lächerlich aber immer wieder unterhaltsam...