31.3.10

Nordkoreanische Fragen, südkoreanische Fragen

Es ist schon wirklich witzig. Ich habe Freunde, die kenne ich seit 2 Jahren, mit denen habe ich schon auf Koreanisch über Entwicklungsdiktaturen und Systemtransformationen diskutiert, über die natürliche Entlüftung von Hanoks und die Charakteristika traditioneller koreanischer Malerei und dann geht man zusammen was essen und es kommt die Frage:
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"Weißt du, was Samgyetang ist?"
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Nicht einmal die Frage, ob ich es schon gegessen hätte, nein, die Frage, ob ich es kenne.
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Auf der anderen Seite habe ich einen nordkoreanischen Kumpel, der wirklich lustig drauf ist, obwohl er in seinem Leben so viel Schlimmes durchmachen musste, wie mein ganzer anderer Freundeskreis zusammengenommen. Nachdem er merkte, dass ich Kim Jong-il fehlerfrei aussprechen kann und sogar wusste, wo die nordkoreanische Provinz Hamgyeong liegt, nahm er an, ich wüsste alles über den Norden und fragte mich, was mein nordkoreanische Lieblingslied sei.
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Und ich enttäuschte ihn nicht und sagte "Hwiparam". Nein, nicht "Bangapseumnida", das einzige Lied, das auch Südkoreaner aus dem Norden kennen. Also ging es weiter, welche Gruppe? Ich "Elektronikmusikensemble Bocheonbo". Gut, da ich nur zwei Gruppen kannte, gab es keine große Auswahl, aber immerhin.
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Warum ich das erzähle? Nein, nicht um zu zeigen, was ich für tolle Sachen weiß. Eigentlich erzähle ich das nur, weil mir 1. heute ein guter Kumpel die Samgyetang-Frage gestellt hat und ich mich super drüber aufgeregt habe, 2. ich heute eigentlich in dieser Zeit meinen nordkoreanischen Kumpel hätte treffen wollen, 3. ich gerade für die morgige Sendung etwas über nordkoreanische Musik schreibe und, 4. ich mal ein Video von Bocheonbo Jeonjaeumakdan hier einbinden wollte. Grins.
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Viel Spaß also mit nordkoreanischer Musik!
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Oh Jeong-yun: Hwiparam (Pfeifen)
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Leider in völlig miserabler Qualität. In guter Aufnahme (woher ich die habe, sag ich jetzt nicht, Nationales Sicherheitsgesetz und so..^^) ist das Lied echt ganz schön. Und es ist so erfrischend unpropagandistisch, unideologisch.
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Mansudae Yesuldan - Joseon-eun hanada (Korea ist eins)
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Das ist so das typische, was man vorgesetzt bekommt im Norden. Militärmusik, militaristisch und ideologisch. Russisch. Langweilig. Leider wie gesagt der Hauptteil der Musik, weshalb ich nur dieses sehr bekannte reinsetze. Eigentlich will ich mit dem Post ja zeigen, dass es auch zumindest oberflächlich unpolitische Musik im Norden gibt. Aber natürlich kommt schon in jedem zweiten der Vater Kim Jong-il vor. Würg.
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Bocheonbo Jeonjaeumakdan - Arirang
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Mein absoluter Favorit vom Musikstil. So modern und anachronistisch zugleich. So billig und irgendwie tranceartig zugleich. Und der Name ist einfach so unglaublich passend dazu. Würde mich nicht wundern, wenn es in Prenzlauer Berg irgendeine Untergrund-Hip-Hop-Band gibt, die sich so nennt, weil es so cool ist und "Panzerkreuzer Potemkin" schon besetzt ist.
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Bocheonbo Jeonjaeumakdan - Geuddaecheoreom uriga salgo ittneunga (Leben wir wie damals?)
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Ri Gyeong-suk - Bangapseumnida (Sehr erfreut bzw. Schön Euch zu sehen)
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Man kommt ja doch nicht drumrum. Habe noch ein Trauma. Als ich damals an der Einreisekontrolle nach Nordkorea stand, kam dieses Lied in Dauerschleife und unglaublicher Lautstärke aus den Lautsprechern, sodass ich die Anweisungen der nordkoreanischen Beamten kaum verstand (mal abgesehen davon, dass ich deren Dialekt eh nicht so gut verstehe). Seitdem bin ich immer der Schizophrenie nahe, wenn ich das Lied höre. Wäre damals fast durchgedreht; Anspannung, Angst(?!), erste Konfrontation mit dem Norden, wenig geschlafen und dann das. Grins.
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Ri Gyeong-suk - Dosicheonyeo sijibwayo (Die junge Frau aus der Stadt heiratet[und zieht aufs Land])
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Noch eins von Ri Gyeong-suk, dem großen Star im Norden. Eine Frau aus der Stadt geht freiwillig aufs Land. Wie rührend. Wie gut, dass das Lied nicht politisch ist (Ironie-Modus).
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