Die folgende Geschichte sollte man nicht überbewerten, aber wenn man innerhalb von 5 Minuten zwei so unterschiedliche Menschentypen erlebt, schlägt sich das doch auf die Stimmung nieder und man beginnt zu grübeln.
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Habe gestern das neue nordkoreanische Restaurant "Ryugyeongok" ("Haus Alt-Pjöngjang") ausprobiert und war einfach nur begeistert von dem Essen. Auf den ersten Blick nicht viel anders als die südkoreanische Küche, aber auf den zweiten eben doch. Chili wird viel sparsamer verwendet, Salz dafür mehr. Völlig andere Kräuter, viel mehr Pilze und Ei. Superlecker alles und insbesondere für Leute, die nicht so scharf essen können bestimmt eine positive Abwechslung zur normalen, südkoreanischen Küche.
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Und die Bedienung erst. Ständig schwirren die Damen mit ihrem liebreizenden Akzent um einen herum, lesen einem jeden Wunsch von den Lippen ab, karren ständig neues Zeug heran und sind dabei trotzdem nicht aufdringlich. War einfach nur wunderbar. Die Kellnerinnen und Köchinnen und Köche sind allesamt nordkoreanische Flüchtlinge, das Restaurant wird von einer Flüchtlingshilfsorganisation betrieben. Für sie alle ist es eine große Chance hier Geld zu verdienen und gleichzeitig ihre Heimat etwas bekannter zu machen.
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Die Südkoreaner im Restaurant waren sehr sehr vielfältig. Von den eher distanzierten Opas, die außer "Wo bleibt meine Suppe" und "Warum habt ihr keine richtigen Parkplätze hier?" nicht viel rausbrachten und nur misstrauisch in die Gegend schauten, bis hin zu solchen, die neugierig fragten, was das alles für Gerichte seien und woher die Damen nun kämen. Von nordkoreanischen Flüchtlingen, die hier Heimat spüren wollen und von den Kellnerinnen stürmisch umarmt wurden bis hin zu immerhin drei Tischen mit Ausländern außer mir, die wohl alle mal die Abwechslung genießen wollten.
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Jedenfalls sehr sehr gutes Essen mit sehr leckeren Varianten bekannter Gerichte und völlig "neue" Gerichte (Onban z.B. , eine Art Bibimbap in Suppe, aber eben trotzdem kein Gukbap, sehr schwierig zu beschreiben).
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So, dann raus und meinen Verdauungs-Hongcha-Latte einpfeifen. Da kommt mir doch die, natürlich südkoreanische, Bedienung blöd, dass ich am liebsten gleich wieder umgedreht wäre. Hier der Dialog in Originallänge:
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Ich: "Einen Hongcha Latte bitte, aber kalt."
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Sie: "Hä?"
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Ich: "Kalt, als "Ice" bitte."
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Sie: "Hä? Das schmeckt aber nicht?"
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Ich: "Das werde ich doch wohl selbst entscheiden dürfen."
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Sie: "Naja, aber es schmeckt halt wirklich nicht."
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Ich: "Ich trinke den immer so und er steht ja auch so auf der Karte."
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Sie: "Ja ich weiss, dass Sie den immer trinken, aber das ist ja das, was ich nicht verstehe. Nehmen Sie den doch lieber als warm."
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Ich: "Könnte ich jetzt bitte den so bekommen, wie er auf der Karte steht und ich ihn am liebsten mag?"
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Chefin des Cafes: "Sag mal, kannst du dem Herrn jetzt bitte seine Bestellung machen und aufhören zu diskutieren?"
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Sie: "Ja aber ich mein ja nur, dass das total widerlich ist, was der da trinken will."
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Chefin & Ich: ........ (boeser Blick von beiden Seiten)
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Sie: "Tzzz, aber wenn der Ihnen nicht schmeckt, sind Sie selbst Schuld, ey!"
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Aber ich kann das Cafe nicht wechseln. Es ist das einzige im Umkreis von 15 Metern, das kalten Hongcha Latte hat - wenn er einem denn gnaedigerweise von der geschaetzt 18-jaehrigen Bedienung genehmigt wird.
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Die Sitten! Die Sitten! Nichts ist mehr so wie es einmal war im hierarchistisch konfuzianistischischesteren Land der Welt. Nur diejenigen, die aus dem totalitaristischstesteren Land der Welt abgehauen sind, wissen noch, was Dienstleistung heißt. Seufz.
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3 Kommentare:
Wo findet man das nordkoreanische Restaurant?
Hi Jan, auch ich wuerde gerne in dieses Restaurant gehen - bin diese Woche in Seoul zum Urlauben. Besten Gruss, Juergen
Hallo!:-)
Mich würde das auch interessieren, wo sich das Restaurant befindet. Würde das nämlich gerne mit einer Freundin ausprobieren, aber ohne genauen Ort... wohl schwer zu finden.
Grüße,
Jasmin
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