Heute war Übersetzungspraxis bei Dr. Andreas Schirmer, den man sich als eine Mischung aus Edmund Stoiber und Harry Potter vorstellen muss, aber dabei total nett, super verständnisvoll und gleich auf einer Ebene. Wäre toll, wenn wir mehr als die 4 Stunden pro Woche bei ihm hätten, denn eigentlich gehts ja in dem ganzen Studiengang nur darum, dass wir unsere konkrete Übersetzungsfähigkeit verbessern. Dass Blau im Koreanischen 500 Varianten hat, wusste ich auch. Wie man das aber in gutes Deutsch bringt, lernen wir nur einmal die Woche. Das könnte sich noch als Problem herausstellen, desto mehr werde ich mich in diesen Unterricht reinhängen.
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Aber das ist gar nicht mein heutiges Thema.
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Um Frau Son ein bissel Arbeit abzunehmen, dachte ich mir, bring ich meinen Pass heute selbst zum Bezirksamt Yangcheon, wo leider der einzige Ort für Ausländer in ganz Gangnam ist, um sich zu registrieren. Die ganze Anmeldung wurde uns zwar abgenommen, aber ich hatte meinen Pass nicht abgegeben, den sie aber im Original brauchten. Irgendwie war ich gerade in Reiselaune und machte mich auf den Weg. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellen sollte. Musste gar nicht warten und hatte dann ein bisschen Zeit, um mich umzugucken, was ich nicht eingeplant hatte. Da die Ausländerbehörde dort ist, hat sich ein ganzes kleines chinesisches Viertel gebildet, sodass ich da superleckere Samseon Bokkeum bekommen habe. Aber auch darum gehts nicht.
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Es geht darum, dass ich danach einen Friseur auswählte und die Entscheidung meines Lebens traf. Eine alte Frau, die Besitzerin saß rum und sang irgendwelche Lieder mit und eine strahlende etwas jüngere Dame pflanzte mich gleich mit ein paar Griffen auf den Stuhl. Nach einer kurzen Besprechung offerierte sie mir, dass sie Dermatologie und Haarkunde (?!) studiert habe und das daher hier kein richtiger Friseurbesuch werde.
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Oooooooooooooooooooooook. Auszeit. Auf Hinterzimmerservice für 100.000 Won hatte ich nun gar keine Lust, da war ich ja gleich wieder geschädigt von meinen Reiseführerlektüren. Sie fing also an zu schnippeln und erzählte von ihren ausländischen Freunden, machte einige äußerst schlechte Witze, dann fing die Alte an davon zu erzählen wie berühmt sie gewesen sei und dass Reisen in Europa doch wohl eher was für Abenteurer sei, bei der schlechten Verkehrsanbindung. Und Klos gibts in den Bussen, aber weder Karaoke noch Klimaanlage.
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Dann gings wieder los wie toll meine Haare seien und dass wir uns jetzt öfter treffen sollten, wenn es stimmt, dass ich in Samseong wohne. Dann versuchte mich die Alte wieder zum Christentum zu bekehren und erzählte mir, dass Buddhismus quasi nur die Zugabe sei, weil Buddha, Konfuzius und alle ja in Christus und Gott schon enthalten sein, weshalb man sowas nicht extra glauben muss, wenn man Christ ist.
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Woraufhin meine Friseurin einwarf, dass sie lustigerweise im Kindergarten der Vereinigungskirche war. In Yeosu gabs ja damals nur den einen - sagten jedenfalls ihre Eltern zu ihr und so lernte sie viele wichtige Dinge. Bis sie nach Seoul kam, hatte sie auch Angst vor Fotos, weil es damals nur diese großen Apparate gab und der Schulfotograf immer meinte, dass da ein Häschen rauskommt, wenn man lieb guckt. Sie wollte das Häschen befreien, aber sie guckte wohl nie lieb genug. Ja, damals sei sie unschuldig gewesen. Tiefer Blick in meine Augen.
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Dann, nach dem Haareschneiden wohlgemerkt, gings zum Haarewaschen und das war - oh ! mein ! Gott !
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Diese Massagetechniken hat sie in irgendeinem Rotlichtviertel gelernt. Ein Minz-Kiefer-Shampoo, das ich jetzt noch rieche, das richtig tief in die Haut einzieht, sie kühlt, dann diese klopfenden, ziehenden Massagebewegungen und dazu wechselnd eiskalte und heiße Wasserströme. Muss ich mehr sagen? Dann fing sie weiter an mir den Hals und Nacken zu massieren, was dann auch wieder in Richtung "Extra-Service" ging, aber die Frau hatte eine Technik, unglaublich. Jedenfalls sollte ich sagen, dass ich wieder sehr ungut geschlafen habe (Notiz für Kopf: muss mir morgen endlich in Dongdaemun ein weiches Kissen kaufen) und todmüde war. Nach diesen 10 Minuten Massage aber ging es mir unglaublich gut und ich habe den ganzen Tag durchgehalten. Das erste Mal seit ich hier bin.
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Soll ich jetzt etwa jeden Tag morgens nach Yangcheon fahren? ^^;;
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Das Beste kommt in Korea ja immer zum Schluss. Nachdem sie mir noch 10 Minuten die Gesichtsmuskeln massierte, "aus Übungszwecken", wie sie bemerkte, kamen wir dann nach fast 40 Minuten Haar-, Kopf-, Schulter-, Nacken-Porno zum Ende und lächelnd sagt sie die Worte, die einen armen Studenten noch mehr faszinieren als geschickte Hände: "10.000 Won".
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4 Kommentare:
mir ging ja beim lesen schon einer ab.....^^
hust...wenn das die zensoren lesen, muss man bei meinem blog wohl bald ne altersverifikation anklicken :D
Würd mich viel mehr für die inoffizielle Version interessieren... :D
du meinst die nicht jugendfreie?....wo ich mit der alten ins hinterzimmer gegangen bin und ..und gostop gespielt habe? :P
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