In Anbetracht der Tatsache, dass der Selbstmord von Choe Jin-sil inzwischen schon seit 2 Tagen auf Platz 2 der meistgelesenen Nachrichten bei CNN ist, sollte ich mich wohl auch kurz dem Thema widmen.
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Dabei gäbe es so viele tolle Dinge zu berichten. Seit 3 Tagen genieße ich wieder das Korea, das ich in Deutschland so vermisst habe: Leckereien, Singen, Tanzen, Saufen, gute Gespräche, sinnlose Gespräche etc. Morgen ist das Feuerwerk-Festival am Hangang, wo ich mit Anja hingehe und mittags ist direkt vor meiner Tür ein Formel-1-Schau-Training auf einem Stadtkurs einmal ums COEX. Supergeil. Das Hi-Seoul-Festival hat begonnen und überall gibt es Konzerte, Lesungen, Shows und Dinge zu tun und zu sehen. Der Herbst ist da, das Wetter bei 25 Grad und frischer Brise genau wie ich es mag.
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Und dann dieser verstörende Nachrichten-Bericht. Es war wirklich übel wie das ganze Land still zu stehen schien als die Nachricht über den Ticker kam. Normalerweise werden die Bildschirme im Studio bei uns kaum beachtet. Man lenkt sich ein bisschen beim Laufen damit ab, guckt ab und zu Mal hoch, aber als die Nachrichten zu Choe kamen, stiegen Männer und Frauen gleichermaßen vom Laufband und guckten fassungslos zu. Und ich verstand zunächst nicht. Dazu muss ich sagen, dass für mich Choe in einer Liga mit etwa 100 weiteren Schauspielerinnen/Sängerinnen/Models stand, die für mich irgendwie so halb bekannt sind, mich aber nicht wirklich interessieren, weil sie alle gleich aussehen und in irgendwelchen Dramas brave Frauen spielten. In Korea aber ist das einer der wenigen Punkte, bei denen die ganze Nation Bescheid weiß und mitfiebert. Ein beliebtes Small-Talk-Thema, wenn man mit sehr sozial verschiedenen Koreanern redet, ist daher das neueste Drama, ein Auftritt einer Sängerin oder auch mal eine Werbung. Von der Restaurant-Omi bis zum Firmenchef kennt die einfach jeder. Ich finde dementsprechend allgemein die Rolle, die Entertainern hier zugeschrieben wird, zu krass und es ist kaum ein Wunder, dass viele mit dem Druck nicht klar werden.
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Doch in diesem Falle wird die ganze Sache noch heikler, denn man spricht inzwischen schon von einem "Domino-Effekt" bzw. "Werther ohne Liebe". Erst vor wenigen Wochen hatte sich ein anderer berühmter Entertainer umgebracht, weil man ihn in den Ruin getrieben hatte, sagte seine Familie. Andere sagen er hätte seine Geschäftspartner betrogen. Choe wiederum soll ihm 25 Millionen Won geliehen haben, was wiederum indirekt die Vorwürfe gegen Ahn bestätigen würde. Und da wird es mysteriös. Sicher, Choe war unglücklich, aber was treibt eine Mutter ihre beiden jungen Kinder allein in der Welt zurückzulassen? Ausnahmsweise kann man es hier mal nicht auf die mangelnde psychologische Betreuung schieben; Choe hat wohl eine Therapie absolviert, die aber nicht so erfolgreich gewesen sein kann.
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Jedenfalls ist nichts geklärt, in beiden Fällen gibt es nur Gerüchte, Verdachte, aber mindestens zwei zerstörte Familien. Wirklich unschön die ganze Geschichte. Über das Phänomen Selbstmord in Korea selbst muss man ja kaum noch sprechen.
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1 Kommentar:
ja, die sache hat mir ein date versaut. da saßen wir in dieser bar und auf dem großleinwand fernseher hinter uns bringen die die ganzen news - klasse, das mädchen hat da beinahe rotz und wasser geheult und konnte ihre augen nicht vom fernseher reißen -_-
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