23.11.08

Sonnenschein-Eiszeit

Da lernt man jahrelang in Schule und Uni was über Good Governance, internationaleKooperation, internationale Politik und dann lebt man in Südkorea, was im Norden so ein Land zu liegen hat, das von all dem so ziemlich unberührt bleibt.
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Heute hat der Norden unvorbereitet die Verantwortlichen der Süd-Nord-Zusammenarbeit nach Gaeseong gerufen, um über die Zusammenarbeit zu sprechen.
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Wie verschiedene südkoreanische Medien übereinstimmend berichten, soll der Norden bei diesem Treffen heute folgende Maßnahmen angekündigt haben:
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Einstellung des Gaeseong-Tourismusprojekts
Abzug aller Verbindungsleute des Südens aus Geumgangsan und Gaeseong
Einstellung der erst vor kurzem erwarteten Bahnverbindung Gyeonguiseon
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Das ist nicht unbedingt ueberraschend, aber dass man nun nicht mal mehr den 1. Dezember abwarten möchte, um dem Süden ins Gesicht zu spucken, das ist doch überraschend. Trotzdem interessiert mich, was dahinter steckt. Dass es ökonomisch für den Norden verheerende Folgen haben wird, muss kaum noch erwähnt werden. Ohne die hunderten Millionen Devisen aus dem interkoreanischen Handel und Tourismus wäre der Norden schon längst ziemlich angeschmiert. Wäre es also das alte Spiel der Ideologie, dann ginge es darum, die Regierung des Südens zu destabilisieren. Dazu passt ja auch das Gespräch unter Freunden zwischen der nordkoreanischen Machtführung und der südkoreanischen Fraktion der Arbeiterpartei letzte Woche. Aber politisch hat es den Gegeneffekt: Immer mehr Südkoreaner wenden sich vom Sonnenschein ab und die Zustimmungswerte für Lee sind in dieser Woche zum ersten Mal wieder über 30% gestiegen. Die Hannara-dang erfreut sich sowieso dank kaum spürbarer Opposition Zustimmungsraten zwischen 40 und 45%.
Und was macht die besagte faschistische Verbrecher- und Marionettenregierung des Süden, die ja angeblich mit ihrer feindlichen Politik alle Zusammenarbeit zerstört hat? Erklärt, das sei alles gar nicht so schlimm:
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Sinngemäß: "Der Norden hat uns zu einem Gespräch gerufen, das ist ein positives Zeichen. Wenn Sie uns zu einem Rapport einbestellt hätten, dann hätte es gar keine Gelegenheit zum Gespräch gegeben, deshalb hätten sie es dann wohl ernster gemeint mit dem Abbruch der Beziehungen."
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Aaaah ja.
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