9.6.09

Schluss, Aus und doch kein Ende?

Unglaublich wie die Zeit verrinnt. Wieder ein Jahr um, wieder ein Abschnitt meines Lebens vorbei. Heute hatten wir den letzten Unterricht an der Akademie und schon morgen werden wir unsere Zertifikate in der Hand halten, so etwas wie die Eintrittskarte zu gut bezahlter Literaturübersetzung ohne störende Marktmechanismen wie Nachfrage oder Verlagssuche. Da ich die Absolventenrede halten soll, aber keine Ideen habe, versuche ich mal dem Blog als schriftlichem Auskotzmedium gerecht zu werden und werde meine Gedanken zu dem einen Jahr ordnen.
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Übersetzen macht durchaus Spaß
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Ich bin immer noch nicht euphorisch, was das Übersetzen angeht. Das hat aber weder was mit der Akademie noch mit der übersetzten Literatur zu tun. Ich bin einfach nicht der Detailarbeiter, der stundenlang über die Setzung eines bestimmten Konjunktivs reden kann und möchte. Ja, wenn es ein Gedicht ist, vielleicht ja noch, aber nicht, wenn ich weiß, dass im Roman dahinter noch 300 Seiten kommen. Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine gute Übersetzung. Aber immerhin wurde durch den Kurs für mich geklärt, ob ich weiter Übersetzung machen möchte. Die Antwort ist ein klares Ja. Wenn man sich erst einmal eingefummelt hat und die wichtigsten Werkzeuge an der Hand hat, ist Übersetzung durchaus eine spannende Tätigkeit und vor allem eine immer aufs Neue herausfordernde; wenn, ja wenn man sich aussuchen darf, was man übersetzen möchte, was bei Literaturübersetzung zumindest ja meist gegeben ist.
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Und ganz realistisch: Das, was ich durch meine Ausbildung bisher an die Hand bekommen habe, sind keine allzu grandiosen Fähigkeiten: Eine Sprachkompetenz, ein bisschen akademisches Arbeiten und Übersetzungshandwerk - wenn man damit arbeiten möchte, bleiben nur wenige Wege.
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Koreanische Literatur ist toll
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Und wenn mir der Kurs an der Akademie noch etwas gebracht hat, dann die Liebe zu koreanischer Literatur. Ganz ehrlich, durch die Uni habe ich da ja so gut wie nichts mitbekommen, auch wenn sich Professor Lee (nicht Eun-jeung, die andere, Yun-gyeong) damals redlich bemüht hat. Wir hatten mal ein Seminar zu Literatur, da wurden einzelne Werke in ihrer meist recht schlechten Übersetzung vorgestellt, doch da war ich größtenteils noch zu unfähig, um Literatur im Original zu lesen.
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In dem einen Jahr, und vor allem dank der mehr als reichlich bemessenen "Kulturlebensunterstützung" der koreanischen Regierung jedoch konnte ich mir eine ansehnliche Bibliothek zulegen und verfüge nun über Werke in Originalsprache, beginnend (vermutlich) in der Goguryeo-Dynastie bis zum Jahr 2009, mit einem Schwerpunkt auf die Literatur der Kolonialzeit und der modernen Literatur. Diese beiden Epochen sind es auch, die für mich den größten Reiz haben.
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Die modernen Autoren schreiben spannende, lustige Geschichten wie ich sie mag: Modernes Leben, Absurditäten des Lebens, viele verrückte Gedanken über die Welt.
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Die Pioniere der modernen koreanischen Literatur aus der Kolonialzeit sind da ganz ähnlich. Sie haben eine unglaubliche Leichtigkeit, ein Spielen mit der Sprache und einen natürlichen Humor. Wenn ich an die Kurzgeschichte Nakjo von Park Tae-won denke, kommt mir noch immer ein Schmunzeln. Diese Kraft, die einen in Deutschland aufgewachsenen 23-jährigen mit einem koreanischen Autor der Kolonialzeit verbinden kann, das ist etwas unglaublich Tolles.
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Und die meisten dieser aus meiner Sicht lesenswerten Werke ist nicht übersetzt. Stattdessen haben wir politische Werke von allen Seiten in Übersetzung. Der immer gleiche Koreakrieg, die immergleiche Industrialisierung. Langweiliges Palaver über hunderte von Seiten. Hat man eine gelesen, kennt man fast alles. Noch schlimmer sind da nur die über hunderte von Seiten ausgewälzten Familienverhältnisse. Oft platter als ein TV-Drama. Zwischendurch gibt es natürlich auch bei diesen Themen Glanzlichter, wie bei Hwang Seok-young oder Yi Jeong-chun.
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Übersetzerpreis
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Derzeit übersetze ich wieder Mal eine Geschichte von Kim Yeon-su, dies Mal für den Übersetzerpreis. Ich hoffe natürlich zu gewinnen, obwohl ich nicht so vermessen bin, mir ernsthafte Chancen einzur.....na gut, natürlich glaube ich daran, dass ich eine Chance habe, sonst würde ich mir die Arbeit nicht machen. Allerdings sind die Voraussetzungen wirklich nicht gut, denn die Geschichte sagt mir so gut wie gar nichts. So überhaupt nichts. Kim Yeon-su kann ich auch nicht einordnen. Manchmal schreibt er wirklich spannend, manchmal schreibt er so belangloses Zeug...
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So, jetzt sind mir ein paar Ideen gekommen, was ich alles in die Rede schreibe und was nicht - tschüssi...^^;;
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