Und wieder einmal hat eine es geschafft, sich ihren Ruf zu versauen. Sowas geht ja ganz schnell. Dies Mal geht es um Vera, die - wie sollte es anders sein - bei der Talkshow Misuda zum Panel gehört. In ihrem Buch "Schlaflos in Seoul", das sie auf Deutsch herausgebracht hat, hat sie einige nicht so schöne Dinge über Korea gesagt.
.
Ich hab das Buch nicht gelesen, kann also nicht drüber urteilen, aber ich habe die koreanischen Auszuege gelesen. Ihre Rechtfertigung, dass die Medien es falsch übersetzt hätten, kann ich mir in einigen Details durchaus als richtig vorstellen. Aber wie aus einem "Die Produzenten von Misuda geben mir die Hälfte meines Textes vor, den ich dann auswendig lernen muss" ein "Ich liebe Misuda, ich liebe Korea" wird, wie sie es in den koreanischen Medien nicht nur einmal gesagt hat - das sollte sie vielleicht noch mal ein bisschen genauer erklären.
.
Und von jemandem, der so gut Koreanisch kann, hätte ich mir echt erwartet, nicht mit so Dingen wie "als gut erzogener Europäer" anzukommen. Schlimm schlimm. Aber eins hat sie erreicht: Ich will das Buch jetzt unbedingt im Original lesen. Und es wird wohl auch für die Übersetzung ins Koreanische nicht abträglich sein, so einen Medienrummel zu generieren.
.
Ich kenne das ja auf kleiner Stufe sehr gut, habe mir mit dem Blog schon einige wichtige Leute verprellt, einige wichtige Leute und Auftraege aber auch gerade durch den Blog gewonnen. Wenn man etwas von sich preisgibt, sich irgendwie in die Oeffentlichkeit stellt, dann bleibt sowas nicht aus.
.
Aber dann sollte man doch zumindest zu seiner Meinung stehen. Sieht sonst einfach aus wie das ertappte Kind.
.
2 Kommentare:
Ich habe das Buch schon gelesen und eine Rezension dazu auf Amazon geschrieben, ich denke du findest meinen Namen da und siehst so was ich über das Buch denke.
Zu deinem Zitat: ich denke das wurde richtig übersetzt, habe das so ähnlich in Erinnerung.
Naja, in dem Buch steht wirklich nur das drin, was man als Durchschnittsmensch in den ersten Monaten Korea erlebt, bis man das Land und die Leute eingermassen verstanden und verdaut hat. Und da das Buch die ersten Eindruecke von Vera beschreibt, so wie sie stattgefunden haben, kann man daran eigentlich nichts aussetzen, es sei denn man hat eine extrem nationalistische Weltanschauung, die aus Minderwertigkeitskomplexen entstanden ist - was ja im Prinzip auf das aktuelle koreanische Weltbild zutrifft. Die Zitate sind so sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dass da natuerlich ein falscher Eindruck entsteht - der sehr kurze Satz ueber die "vorgeschriebenen Misuda Diskussionen" kommt eben daher, dass es sich um ihren ersten Besuch beim TV Sender handelt (sie wurde ja wieder zurueckgeschickt, um mehr koreanisch zu lernen) und sie sich gewundert hat, warum eine Diskussionssendung "Autoren" braucht. Spaeter, als Sie dann im TV auftritt, kommt dieser Punkt ja gar nicht mehr auf - da geht es dann mehr um Frisuren, Mode und die erst einmal sehr eingeschraenkten Moeglichkeiten, als sie selbst aufzutreten und nicht von den Make-Up und Garderobeassistenten in eine fuer sie unpassende Rolle gezwaengt zu werden.
So ziemlich alle anderen Kritikpunkte der koreanischen Blogger und "Guten Deutschen" lassen sich auf aehnliche Weise entkraeften.
Was ueberhaupt nicht angesprochen wurde und meiner Meinung nach am ehesten Anlass fuer eine koreanische Internet-Hassorgie gewesen waere, war ihr "Fehler", die Lage von Dokdo als "im jJapanischen Meer" oder "in der Japanischen See" anzugeben ^^ Dafuer wird einem doch in Korea eigentlich der Kopf abgerissen, abre das hat man uebersehen - was, wenn man das Buch nicht gelesen hat, ja auch verstaendlich ist.
Ausserdem spricht sie ja nur Dinge an, die man mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen sollte. Die wirklich ernsten Probleme laesst Sie ja aus, z.B. dass viele Koreaner immer noch ein Konzpet der Rassenschande haben, das einem als Deutschen oder, wie Vera so schoen (und selbstironisch - hat das denn niemand gemerkt?!?) sagt, gut erzogenen Europaer, die Schuhe auszieht. Waere Vera ein Mann und ihr Freund eine koreanische Frau gewesen, haette es darueber mit Sicherheit ein unangenehmes Kapitel gegeben.
Veras Erfahrungen ueberdecken sich jedenfalls ziemlich mit meinen eigenen. Korea hat eine sehr steile Lernkurve, selbst wenn man schon (wie ich) ueber 12 Jahre in verschiedenen asiatischen Laendern gelebt und gearbeitet hat. Das Land hat jedenfalls genug angenehme Seiten, dass man immer noch ein wenig dableiben will - bis dann wieder ein Jahr oder mehr vergangen ist. Sobald Korea eines Tages dann einmal Kritik gelassener vertragen kann und eventuell mal seine Kueche um ein paar mehr Gerichte erweitert, die ohne rote Chilisosse auskommen koennen, wird es hier ein echtes Paradies sein!
Gruesse aus Seoul,
Olli
PS: Ich fand das Buch gut genug, um ein zweites Exemplar zu kaufen und meiner Mutter zu geben, damit ich ihr das nicht alles selber erzaehlen muss.
PPS: Ohne diese ganze Kontroverse haette wohl kaum jemand das Buch gekauft.
Und noch ein Nachtrag: Das Thema ist ja schon kalter Kaffee, aber ich war erst gerade mal wieder in der alten Heimat, so dass ich das Buch erst sehr spaet lesen konnte.
Kommentar veröffentlichen