茶道無門
다도무문
Dadomumun
."Der Weg des Tees hat kein Tor", sagt Meister Hyodang. Keine Tore, denn der Mensch macht Tore. Der Tee ist die Grundessenz des Lebens, jeder kann seinen Weg beschreiten. Das Tor ist nicht offen und nicht geschlossen, das Tor ist schlicht nicht da.
.
Ich habe es endlich geschafft durch das nicht vorhandene Tor zu gehen. Ich habe mich aufgerafft, ich habe die Meisterin gefunden und ich habe Aufnahme gefunden in den heiligen Schrein des koreanischen Tees.
.
Das Panyaro-Institut ist ein winziges, auf positive Weise altmodisches Etablissement im 3. Stock eines 60er-Jahre-Baus in Insa-dong, der traditionellen Einkaufsstraße Seouls, die ja eine interessante Mischung aus Kitsch und echter Kunst ist.
.
40 Jahre Erfahrung in einem Raum
.
.
Dort sitzt Meisterin Choe Won-hwa, lebende Legende, Großmeisterin der Teezeremonie und selbst Tee-Fabrikantin. Wobei Fabrikantin falsch ist, denn sie stellt ihn vom Pflücken über die Auslese und das Rösten bis hin zur Verpackung selbst her. Ein Päckchen ihres selbstgemachten, unbehandelten Grünen Tees kostet 150.000 Won (knapp 100 Euro), ein Preis, den viele zu zahlen bereit sind. Aber nur wenige können ihn genießen, denn sie vertreibt ihn ausschließlich alleine über ihr Institut, keine Läden, da hätte sie ja schließlich keine Kontrolle drüber.
.
Es gibt sie, diese Leuchttürme der koreanischen Kultur. Sie sind lebendiger als man es für möglich hält, in einer modernisierten Gesellschaft wie der koreanischen. Die Sturheit des koreanischen Charakters mag dazu beitragen; selbst wenn es nur ein paar hundert Leute gibt, die ihre Mühen und ihr Werk anerkennen, geht sie ihren Weg weiter. Da haben wir irgendwie was gemeinsam.
.
Man kommt in den Raum und wird erschlagen. Von ihrem Charisma. Lächeln tut sie wenig, Lachen etwas mehr. Sie ist von sich überzeugt, spart aber auch nicht mit Lob an anderen. Sie ruht in sich und der Welt und lässt uns daran teilhaben. Sie ist eingraviert in die Zeitkapsel, die zum 600-jährigen Jubiläum der Stadt Seoul am Namsan vergraben wurde. Sie hat Präsident Chirac den Tee gekocht, sie hat dort und hier da und überall schon Präsentationen, Vorträge und Kurse gegeben. Und nun sitzt sie hier in ihrem einfachen Winter-Hanbok, auf ihrem einfachen Kissen in diesem einfachen Raum und erzählt einfach.
.
Gelernt hat sie vom Wiederentdecker der koreanischen Teezeremonie, Mönch Hyodang. In einem Tempel, wie es sich gehört. Hyodang hat Wonhyos Lehren studiert, interpretiert, zusammengeführt, gelehrt und nebenbei den Tee als Meditation wiederentdeckt.
.
Seit 40 Jahren lernt Meisterin Choe die Kunst des Tees, Hyodang ist inzwischen tot. Sie ist diejenige, die die Fäden der Tradition in der Hand hält. Sie hat einen Master in koreanischer Geschichte, aber wer sie trifft, der merkt, dass akademische Ränge Schall und Rauch sind. Sie lehrt nicht, sondern sie lebt und erzählt dabei. Sie ist eine Naturgewalt. Eine kleine, schmächtige, aber willensstarke und autoritäre Frau. Muss sie auch, sagt sie, denn sie sei ja schließlich geboren im Zeichen eines eisernen Tigers.
.
Gekommen waren wir in die Höhle der Tigerin auf Vermittlung Sonjas (sie war übrigens auch mein erster Studiogast bei KBS), deren Tee-Meisterin sie wiederum an die Groß-Meisterin weitervermittelt hatte.
.
Ein Ritt durch buddhistische Philosophie, Taoismus, Biologie, Geschichte, Anekdoten, leckere Teeverköstigung und schließlich ein paar kosmologischen Wahrheiten ist, was wir in 2 Stunden vollführen. Am Ende bin ich quasi verpflichtet, ihre Lehren ins Deutsche zu übertragen und der Bund zwischen Meisterin und Schüler ist hergestellt. Ich habe keine Zeit, ich möchte mich nicht auf ein Jahr verpflichten und ich weiß nicht, ob ich dabei bleibe. Außerdem ist es teuer. Aber dagegen kann ich mich jetzt nicht mehr wehren. Nakkyeottda, gefangen.
.
Der Weg des Tees
.
Doch keine Sorge, Dado, der Weg des Tees scheint tatsächlich genau das zu sein, was ich suche, aber in der Form noch nie gefunden habe.
.
Es ist Meditation, Spiritualität - Die vielen Handgriffe, die Bewusstheit des Tuns, die buddhistische Philosophie dahinter. Wie in den Tempel gehen, nur irgendwie noch direkter, noch heimischer. Grandios.
.
Es ist Geschichte, Literatur - Wir lernen über die Geschichte des Buddhismus, des Tees, der Teezeremonie. Wir lernen Geschichte, Philosophie anhand von Original-Literatur, lesen Tee-Gedichte etc., alles ohne den verschulten Hintergrund.
.
Es ist Philosophie - Alles, was dahinter steckt, die ganze Gedankenwelt. Es ist wie eine Sondervorlesung über buddhistische, taoistische Philosophie. Tief, aber einfach erklärt. Mein Koreanisch reicht endlich, um richtig abzutauchen.
.
Es ist Kultur - Wir lernen grundsätzlich Sitten, Regeln, Verbeugungen, Handgriffe, Grundlagen der Bewirtung, die wahrscheinlich die meisten Koreaner noch nie gehört haben, die aber alle durch die historischen Texte belegt sind.
.
Es ist Genuss, Gourmetkenntnis - Selbst der fünfte Aufguss des selbstgemachten Tees der Meisterin ist noch intensiver und stärker als die meisten Tees, die man in Insa-dongs Teehäusern bekommt. Wir lernen ihn zu verkosten, zu bewerten.
.
Es ist Handwerk - Wir lernen die Herstellung, die Prinzipien des Teeanbaus. Kann alles nicht schaden, wenn ich später mal mein Teehaus-Hanok in den Bergen aufbaue.
.
Es ist Beisammensein - Man lernt voneinander, miteinander, übereinander.
.
Es ist Sport und Entspannung - So unglaublich es sich anhört, doch zu Teezeremonie gehört Ausdauer. Stretching, Verbeugungen, Gymnastik gehören dazu. Körperbeherrschung und Entspannung für gestresste Glieder nach einer anstrengenden Arbeitswoche.
.
In einem Jahr zum Möchtegernmeister
.
Wieder einmal darf ich Pionier spielen. Erstmals überhaupt bringt Frau Chae einem Ausländer in einem regelmäßigen Kurs die Kunst des Tees bei. Übersetzungsgroßmeister Bruder Anthony von Taizé hat bei ihr einige Sitzungen abgehalten, um sein Buch zu schreiben, aber er hat nicht die Anerkennung von ihr erhalten.
.
Für uns fasst sie 3 Jahre Stoff in einem Lehrgang von anderthalb Jahren zusammen. Sie hat nicht mehr so viel Zeit, ihren letzten Traum zu verwirklichen: Koreanischen Tee, ihren Tee, in aller Welt bekannt zu machen. Sie braucht uns, um ihre Botschaft auszusenden.
.
Schon nach einem Jahr erhalten wir die offizielle Anerkennung, dass wir den koreanischen Tee in seinen Grundzügen kennen, sind berechtigt bei öffentlichen Teezeremonien mitzuwirken und uns als Schüler der Panyaro-Linie zu bezeichnen. Danach heißt es weitermachen, wenn man ein echter Meister werden will.
.
3 Jahre müssen koreanische Bewerber mindestens büffeln, um der Meisterin im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser zu reichen. Früher waren 10 Jahre die Pflicht. Frau Chae hat wie gesagt 40 Jahre Erfahrung. Eine einmalige Chance.
.
Korea - du faszinierendes kleines Land, in dem solche Geschichten, solche Menschen so dicht unter der Oberfläche schwimmen. Teebeutel in heißes Wasser, trinken. Oder man beginnt bei dem richtigen Holz für die Holzkohle für die Erhitzung des Wassers, damit es den richtigen Ton ergibt: Kiefernwind. Ohne den Ton des Kiefernwind im Wasser, kein Grüner Tee, merkt euch das...
.
Es gibt sie, diese Leuchttürme der koreanischen Kultur. Sie sind lebendiger als man es für möglich hält, in einer modernisierten Gesellschaft wie der koreanischen. Die Sturheit des koreanischen Charakters mag dazu beitragen; selbst wenn es nur ein paar hundert Leute gibt, die ihre Mühen und ihr Werk anerkennen, geht sie ihren Weg weiter. Da haben wir irgendwie was gemeinsam.
.
Man kommt in den Raum und wird erschlagen. Von ihrem Charisma. Lächeln tut sie wenig, Lachen etwas mehr. Sie ist von sich überzeugt, spart aber auch nicht mit Lob an anderen. Sie ruht in sich und der Welt und lässt uns daran teilhaben. Sie ist eingraviert in die Zeitkapsel, die zum 600-jährigen Jubiläum der Stadt Seoul am Namsan vergraben wurde. Sie hat Präsident Chirac den Tee gekocht, sie hat dort und hier da und überall schon Präsentationen, Vorträge und Kurse gegeben. Und nun sitzt sie hier in ihrem einfachen Winter-Hanbok, auf ihrem einfachen Kissen in diesem einfachen Raum und erzählt einfach.
.
Gelernt hat sie vom Wiederentdecker der koreanischen Teezeremonie, Mönch Hyodang. In einem Tempel, wie es sich gehört. Hyodang hat Wonhyos Lehren studiert, interpretiert, zusammengeführt, gelehrt und nebenbei den Tee als Meditation wiederentdeckt.
.
Seit 40 Jahren lernt Meisterin Choe die Kunst des Tees, Hyodang ist inzwischen tot. Sie ist diejenige, die die Fäden der Tradition in der Hand hält. Sie hat einen Master in koreanischer Geschichte, aber wer sie trifft, der merkt, dass akademische Ränge Schall und Rauch sind. Sie lehrt nicht, sondern sie lebt und erzählt dabei. Sie ist eine Naturgewalt. Eine kleine, schmächtige, aber willensstarke und autoritäre Frau. Muss sie auch, sagt sie, denn sie sei ja schließlich geboren im Zeichen eines eisernen Tigers.
.
Gekommen waren wir in die Höhle der Tigerin auf Vermittlung Sonjas (sie war übrigens auch mein erster Studiogast bei KBS), deren Tee-Meisterin sie wiederum an die Groß-Meisterin weitervermittelt hatte.
.
Ein Ritt durch buddhistische Philosophie, Taoismus, Biologie, Geschichte, Anekdoten, leckere Teeverköstigung und schließlich ein paar kosmologischen Wahrheiten ist, was wir in 2 Stunden vollführen. Am Ende bin ich quasi verpflichtet, ihre Lehren ins Deutsche zu übertragen und der Bund zwischen Meisterin und Schüler ist hergestellt. Ich habe keine Zeit, ich möchte mich nicht auf ein Jahr verpflichten und ich weiß nicht, ob ich dabei bleibe. Außerdem ist es teuer. Aber dagegen kann ich mich jetzt nicht mehr wehren. Nakkyeottda, gefangen.
.
Der Weg des Tees
.
Doch keine Sorge, Dado, der Weg des Tees scheint tatsächlich genau das zu sein, was ich suche, aber in der Form noch nie gefunden habe.
.
Es ist Meditation, Spiritualität - Die vielen Handgriffe, die Bewusstheit des Tuns, die buddhistische Philosophie dahinter. Wie in den Tempel gehen, nur irgendwie noch direkter, noch heimischer. Grandios.
.
Es ist Geschichte, Literatur - Wir lernen über die Geschichte des Buddhismus, des Tees, der Teezeremonie. Wir lernen Geschichte, Philosophie anhand von Original-Literatur, lesen Tee-Gedichte etc., alles ohne den verschulten Hintergrund.
.
Es ist Philosophie - Alles, was dahinter steckt, die ganze Gedankenwelt. Es ist wie eine Sondervorlesung über buddhistische, taoistische Philosophie. Tief, aber einfach erklärt. Mein Koreanisch reicht endlich, um richtig abzutauchen.
.
Es ist Kultur - Wir lernen grundsätzlich Sitten, Regeln, Verbeugungen, Handgriffe, Grundlagen der Bewirtung, die wahrscheinlich die meisten Koreaner noch nie gehört haben, die aber alle durch die historischen Texte belegt sind.
.
Es ist Genuss, Gourmetkenntnis - Selbst der fünfte Aufguss des selbstgemachten Tees der Meisterin ist noch intensiver und stärker als die meisten Tees, die man in Insa-dongs Teehäusern bekommt. Wir lernen ihn zu verkosten, zu bewerten.
.
Es ist Handwerk - Wir lernen die Herstellung, die Prinzipien des Teeanbaus. Kann alles nicht schaden, wenn ich später mal mein Teehaus-Hanok in den Bergen aufbaue.
.
Es ist Beisammensein - Man lernt voneinander, miteinander, übereinander.
.
Es ist Sport und Entspannung - So unglaublich es sich anhört, doch zu Teezeremonie gehört Ausdauer. Stretching, Verbeugungen, Gymnastik gehören dazu. Körperbeherrschung und Entspannung für gestresste Glieder nach einer anstrengenden Arbeitswoche.
.
In einem Jahr zum Möchtegernmeister
.
Wieder einmal darf ich Pionier spielen. Erstmals überhaupt bringt Frau Chae einem Ausländer in einem regelmäßigen Kurs die Kunst des Tees bei. Übersetzungsgroßmeister Bruder Anthony von Taizé hat bei ihr einige Sitzungen abgehalten, um sein Buch zu schreiben, aber er hat nicht die Anerkennung von ihr erhalten.
.
Für uns fasst sie 3 Jahre Stoff in einem Lehrgang von anderthalb Jahren zusammen. Sie hat nicht mehr so viel Zeit, ihren letzten Traum zu verwirklichen: Koreanischen Tee, ihren Tee, in aller Welt bekannt zu machen. Sie braucht uns, um ihre Botschaft auszusenden.
.
Schon nach einem Jahr erhalten wir die offizielle Anerkennung, dass wir den koreanischen Tee in seinen Grundzügen kennen, sind berechtigt bei öffentlichen Teezeremonien mitzuwirken und uns als Schüler der Panyaro-Linie zu bezeichnen. Danach heißt es weitermachen, wenn man ein echter Meister werden will.
.
3 Jahre müssen koreanische Bewerber mindestens büffeln, um der Meisterin im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser zu reichen. Früher waren 10 Jahre die Pflicht. Frau Chae hat wie gesagt 40 Jahre Erfahrung. Eine einmalige Chance.
.
Korea - du faszinierendes kleines Land, in dem solche Geschichten, solche Menschen so dicht unter der Oberfläche schwimmen. Teebeutel in heißes Wasser, trinken. Oder man beginnt bei dem richtigen Holz für die Holzkohle für die Erhitzung des Wassers, damit es den richtigen Ton ergibt: Kiefernwind. Ohne den Ton des Kiefernwind im Wasser, kein Grüner Tee, merkt euch das...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen