21.1.10

Identitäten und andere Hindernisse

Die kurze Geschichte: Meine Tasche wurde in Helsinki im Gepäcklager gefunden, offensichtlich unversehrt und sie wird am Samstag mit der regulären Maschine nach 3 Wochen nach Seoul geschickt, dann endlich an mich ausgehändigt. Sonstige Forderungen werden danach geklärt.
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Die lange Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt:
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Auf den Flughäfen sind offensichtlich sehr vorurteilsbehaftete, engstirnige Personen beschäftigt. Zunächst wurde nach meiner Tasche mit einer Kurzliste gefahndet, die sich in etwa so liest: Unterhemden, verschiedene Aufladegeräte, ein paar Buecher, Hygieneartikel in schwarzer Sporttasche.
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Wie sich jetzt herausstellt, wurde diese Tasche auch schon kurz nach meinem Weiterflug angefunden und scheint auch durchaus ins Beschreibungsraster gefallen zu sein, doch dann gab es Hindernisse bei der Zuordnung. Zum ersten Mal sind mir meine Koreanischkenntnisse naemlich zum Verhaengnis geworden.
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Erst nachdem jetzt die Langliste kam, mit allen moeglichen Details (hat mich nen schoenen Nachmittag gekostet), wurde schliesslich von Helsinki nach Seoul weitergegeben, dass das jetzt ploetzlich doch meine Tasche sein koennte, vorher hatte man wohl schlicht ausgeschlossen, dass ich der Besitzer sei und dies Incheon nicht einmal mitgeteilt. Was war passiert?
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Erst meine genaue Beschreibung des Modelltyps einer meiner externen Festplatten gab den Leuten in Helsinki letzte Sicherheit. Bei der Kurzuntersuchung hatten die schlauen Herren naemlich neben besagter Festplatte aus meiner Tasche gezogen: Einen KTO-Kalender mit koreanischen Visitenkarten, voll koreanisch beschriftet. Uni-Unterlagen der KU, Hygieneartikel mit koreanischer Aufschrift und koreanische Buecher.
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Dann verglichen sie wohl den Namen. Deutsche Staatsangehoerigkeit noch dazu. Kann ja nicht sein. Also passierte nichts.
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Erst meine Festplatte ueberzeugte sie wohl, dass auch ein Deutscher koreanische Notizen fuehren kann und koreanische Buecher liest. Nachdem aus Incheon dann ein Foto von mir mit meiner Tasche geschickt wurde (Gott sei Dank hatte ich diese Idee!) und man den Herren in Helsinki bestaetigte, dass ich sehr gut Koreanisch spreche, war es dann klar und man forderte in Incheon die Herausgabe des Gepaeckstuecks mit dem Samstagsflug an, worauf Helsinki wohl auch froh war das Ding endlich wegzukriegen. Ob noch alles da drin ist oder ob ich der finnischen Unterschicht jetzt ein paar Souvenirs verschafft habe, mag ich noch nicht zu beurteilen, doch macht mich stutzig, dass mir der Zustaendige in Incheon nichts von meinen Ladegeraeten und Parfums erzaehlte, obwohl er sonst jeden Muell aufzaehlte, der bei der grossen Durchsuchung gefunden wurde.
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Jedenfalls kommt man in echte Identitaetskrisen, wenn es einfach als zu unwahrscheinlich abgestempelt wird, wer man ist.
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Irgendwie fuehlt man sich ganz tief im Bauch auch ungerecht behandelt. Ja, ich bin ein Freak, aber es gibt heutzutage doch viele solche Freaks, da kann man doch ein wenig offener durch die Welt gehen. Aber andererseits: Wuerde ich als ohnehin gestresster und unterbezahlter Flughafenmitarbeiter (gerade am Gepaeckband zudem oft nicht die nobelpreisverdaechtigsten Mitglieder einer Gesellschaft) bei einem Ivan Petrovski aus Muenchen davon ausgehen, dass er Fachliteratur auf Kisuaheli bei sich fuehrt?
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Mein Aerger haelt sich also in Grenzen, die Hoffnung ueberwiegt, dass jetzt alles und dazu noch heil ankommt. Stay tuned.
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2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Hej, das ist ja super! Freut mich für Dich!!!

Philipp hat gesagt…

Hattest du kein Nametag an deinem Koffer befestigt? Oder waren die zu blöd es zu finden?