8.2.10

Über Reiskuchen und Rasenflächen

Anhand eines simplen Beispiels erklärt sich wieder einmal, warum ich Korea mag:
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Meine Brille ging Sonntag kaputt. Eine Schraube hatte sich gelöst, ich hatte es nicht bemerkt, zuhause angekommen fiel mir die Brille an einer Seite runter und ich stand blöd da. Ohne Brille lief die Sendungsaufzeichnung am heutigen Montagmorgen noch bescheidener als üblich. Ich kneistete vor mich hin, verrutschte in den Zeilen und musste mich so konzentrieren, dass ich die Zeichen der Produzentin völlig ausblendete.
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Ich hatte es eigentlich eilig zum nächsten Termin zu kommen, da machte sich die Produzentin über mich lustig, warum ich nicht schnell zum Optiker gehen würde. Mit meinem deutschen Gedankengang hatte ich mir gedacht, dass ich lieber zu meinem Optiker in Anam gehe, wo ich Garantie habe und der auch das passende Ersatzteil da hat.
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Denkste. Ich also bei uns im Sender in den Keller zum ortsansässigen Optiker (allein das ist schon ein toller Service alles im Gebäude zu haben), der meine Brille begutachtete, dann in eine riesige Kiste fasste, ein zwei Schräubchen ausprobierte, dann ein komisches Gerät bediente, mir die andere Schraube auch gleich festdrehte, dann mir auch noch die feinen Kratzer aus den Gläsern machte, die Brille putzte und nach nicht einmal 5 Minuten hatte ich meine Brille mit neuem Etui und Putztuch in den Händen.
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Ich fragte nach, was er für den Service ohne Garantie haben wolle, da lachte er nur und seine Helferin im Hintergrund kicherte. Ich sollte halt beim nächsten Mal die Brille gleich bei ihm kaufen, dann gäbe es auch gar keine Probleme.
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Auf der anderen Seite hörte ich auf einer Festveranstaltung von einem Koreaner folgende Anekdote:
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Er liebe Deutschland, weil die Post so zuverlässlich schließe. Wenn man um 3 nach 6 ankomme, gäbe es keinen Weg noch etwas zu schicken, egal wie mächtig man sei, egal wie dringend man bitte. In Korea gehe man schlicht auch noch um Viertel nach 6 durch den Hintereingang und belagere die Angestellten dort. Dies mache den Angestellten Probleme und die Post losgeschickt bekomme nur derjenige, der dreist genug ist, so zu handeln. Die anderen würden ja trotzdem vor der Tür stehen.
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Abgedroschener Spruch, aber in letzter Zeit verzweifel ich an ihm: The grass is always greener on the other side oder wahlweise auf Koreanisch (kein Witz!): 남의 떡이 더 커 보인다 (Der Reiskuchen des Anderen sieht immer größer aus).

1 Kommentar:

Georg hat gesagt…

Andererseits wird man in Japan (in Korea weiss ich nicht, scheint mir aber nicht viel anders zu sein) selbst um 1 Minute vor 6 noch zuvorkommend bedient, während in Deutschland die Angestellten schon um viertel vor Schliesszeit mit den Füssen scharren, im Supermarkt den Inhalt von der Fleischtheke wegräumen oder Apotheken auch schon mal die Tür abschliessen, damit keine Kunden mehr reinkommen, die noch etwas kompliziertes wollen könnten und nur noch diejenigen bedient werden die noch früh genug reingekommen sind. Service sieht anders aus. Da scheint mir asiatische Rasen doch ein wenig grüner...