Dass meine Vorliebe für den Spiegel eine geteilte ist, dürfte inzwischen jedem klar sein. Ich lese ihn, er ist das Zentrum der deutschen Presselandschaft und es gibt eine Menge fähige Leute, aber bei einer solchen Masse von Artikeln kommt halt auch eine ganze Menge Mist zusammen. Der Spiegel als solches fällt somit als Vorbild flach.
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Wen ich aber aus verschiedenen Gründen respektiere und immer bewundert habe, ist Sohn Ji-ae. Dürfte euch jetzt erst einmal nichts sagen, aber Sohn Ji-ae war die erste Journalistin, durch die ich Aktuelles, Kurioses und Faszinierendes aus Korea auf den Mittagstisch geliefert bekommen habe.
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Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich in der 7. Klasse mittags nach Hause gerast bin, um bloß nicht "Asia Today" zu verpassen. Selbst wenn ich bei meinem japanischen Kumpel war, fielen Hausaufgaben und Mittagessen flach, weil wir erst guckten, was dieses Mal wieder im Programm ist. Und wenn einer es Mal nicht gucken konnte, wurde sich am nächsten Tag ausgetauscht.
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Oft war tatsächlich etwas über Korea dabei, gut recherchiert, was ich damals nicht wissen konnte, aber irgendwie zu spüren meinte, immer witzig aufbereitet und professionell, aber herzlich von Sohn Ji-ae kommentiert. Sohn und CNN waren meine Fenster nach Korea, denn in den deutschen Medien war damals von Korea noch weniger zu sehen als es heute der Fall ist und das Internet war damals noch quälend langsam, von englischsprachigen Angeboten über Korea Mal ganz abgesehen.
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Diese lebendigen, bewegten Bilder und am Ende immer Sohn Ji-ae vor dem brodelnden Seouler Stadtleben mit dem Schlusskommentar - es wäre keine Übertreibung, dass vieles von dem Grundstein, der mich bewogen hat, mein Hobby zu vertiefen, aus diesen Berichten bestand. Korea war dort nicht irgendetwas Exotisches, Unverständliches, Unbekanntes - es war eines von vielen asiatischen Ländern, wirtschaftlich stark, kulturell vielfältig und anders, aber auch verdammt normal.
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Wie ich auf diesen Schwank aus meiner Jugend komme? Sohn Ji-ae hat nach 25 Jahren ihre Journalisten-Karriere vorerst an den Nagel gehängt, verlässt das CNN-Büro in Seoul und wird Regierungssprecherin für den G20-Gipfel. Es könnte keine bessere Wahl für ein solches Ereignis geben. Viel Erfolg!
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