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Präsident Lee mit der Schwester eines bei der Katastrophe umgekommenen Soldaten, die von sich aus auf ihn zukam. Welch ein anderes Bild im Vergleich zu der offen feindlichen Stimmung als Lee bei den Trauerfeiern für die verstorbenen Ex-Präsidenten Kim Dae-jung und Roh Moo-hyun teilnahm. Das hat natürlich vor allem mit dem Ereignis an sich zu tun.
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Lee Myung-bak hat in der Cheonan-Katastrophe erstmals politische (!) Führungskraft gezeigt. Mehr noch als mit der Oeffentlichkeit im Inneren. Er hat seine Ministerien, das Praesidialamt, das Oberkommando und die Partei(en) im Griff gehabt. Dass er seine Wirtschaftspolitik ohne Rücksicht, aber mit viel Manager-Geschick durchsetzt, das ist inzwischen klar. Aber politisch hat Lee bisher nie eine gute Figur gemacht. In der Krise aber hat er Führung bewiesen, das ist zumindest denjenigen in den Medien und der Politik ziemlich deutlich geworden, die die gesamten Informationen zum Vorfall haben. Und das sind inzwischen eine ganze Menge, deshalb verstummt auch die Kritik mehr und mehr. Ich werde mich dazu nicht detailliert äußern, aber in der Situation war ich erstmals dankbar so einen sturen Kapitalisten und keinen ideologischen Parteipolitiker am Ruder zu haben.
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Das zweite Bild vom gleichen Ereignis: Die Großmutter eines der Opfer geht auf den Vorsitzenden der Demokratischen Arbeiterpartei, Kang Gi-gap los, dem ich ja bereits einige Einträge auf Gom4President gewidmet habe. Zurückgehalten von Sicherheitskräften, aber in aller Höflichkeit schrie sie ihn, der vehement jegliche Beteiligung des Nordens bis zuletzt abgestritten hat, an: "Warum füttern Sie den Norden, Herr Abgeordneter? Mit dem Geld, das Sie geben, kaufen die dort Waffen und bringen unsere Kinder um!"
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Zum ersten Mal seit einiger Zeit ist das Thema Sicherheit, das Thema Nordkorea als Bedrohung wieder auf der Tagesordnung. Die einen sehen es als die Schuld Präsident Lees, dass er den Norden provoziert hätte, die anderen merken schlicht, dass da im Norden ein Regime sitzt, das vor nichts zurückschreckt, insbesondere wenn der Süden aufhört es zu alimentieren. Neueste Umfragen von Think-Tanks, die ich am Rande einer Konferenz mitbekommen habe, sagen, dass erstmals Nordkorea wieder als größte Bedrohung von Frieden und Sicherheit in Asien wahrgenommen wird. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber bisher waren beliebte Antworten eher Japan und die USA. Auch die Arbeiterpartei von Gang (ist übrigens der, der im Parlamentspräsidentenbüro die Einrichtung demoliert hat, weil er "es nicht aushalten konnte, ignoriert zu werden") befindet sich sehr in der Defensive, waehrend die Demokratische Partei in der Krise nach einigem Schwanken eingelenkt ist und dafuer jetzt von den Buergern belohnt wird.
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Das dritte Foto zeigt die internationalen Auswirkungen. Und zwar welche, die in Nordkorea mit Besorgnis registriert werden dürften, obwohl es nur um den ganz normalen Wahnsinn der Diplomatie von Staatsbesuchen geht.
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Die Nummer zwei Nordkoreas war zur Eroeffnung der EXPO in Shanghai, ebenso Präsident Lee nebst Gattin. Mit Spannung war erwartet worden, wie das Treffen abläuft. Und China unter Hu Jintao setzte mehrere ganz deutliche Zeichen:
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1. Im Vorfeld wurde ein kurzes nichtssagendes Treffen mit Nordkorea abgehalten. Uebliche Floskeln, keinerlei konkrete Gespraeche.
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2. Beim Gipfeltreffen mit Praesident Lee hingegen wurde bekannt gegeben, dass man einem Freihandelsabkommen nicht (mehr) abgeneigt sei und gerne die Beziehungen weiter vertiefen moechte. Zudem fuer chinesische Aussenpolitik geradezu unglaublich: Man werde sich der koreanischen Haltung in der Cheonan-Angelegenheit voraussichtlich anschliessen, wenn man den Endbericht habe.
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3. Um Lee die Peinlichkeit einer Begegnung mit Kim zu ersparen, schirmte ein Kammerdiener den Präsidenten auf dem Weg zu seinem Platz ab. Kim drehte sich zwar um, doch das Präsidentenpaar war schnell vorbei und so kam es zu keiner Begegnung. Bei der Eroeffnung der Spiele in Peking war Lee noch von sich aus auf Kim zugegangen und hatte ihm sogar die Hand geschuettelt.
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4. Und um dem Norden seine Stellung auch ganz klar zu machen, aenderte China kurz vor Beginn noch einmal die Sitzordnung: Präsident Lee am Tisch des Gastgebers mit Präsident Hu Jintao, Sarkozy, dem EXPO-Chef etc. Kim aus Nordkorea hingegen am Katzentisch am Ende des Saals. Wer jetzt meint dies sei eine Petitesse; theoretisch schon, aber der Norden registriert solche Dinge sehr sehr genau. Wenn es ein Land, das noch peinlicher auf sein internationales Standing achtet und reagiert als Suedkorea, dann ist das naemlich Nordkorea. Ein Blumenstrauss aus Senegal kann der Aufmacher der Abendnachrichten sein.
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1.5.10
Cheonan einen Monat danach
Drei Bilder zeigen meiner Meinung nach das ganze Ausmaß der Cheonan-Katastrophe, drei Bilder von Akteuren und ein Trend. Aufgenommen innerhalb nur zweier Tage und nicht nur deshalb nahe beieinander.
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3 Kommentare:
Junge, Du kannst schreiben was Du willst, dieser Präsident ist unfähig,wo sind den jetzt die Beweise das der Norden was mit diesem Schiffsunglück zu tun hat,ausser Vermutungen und angeblichen Beweisen haben wir bisher nichts gesehen,vieleicht ist die ganze Sache ja ein wenig inszeniert und Leute wie Du fallen drauf rein :-( Gott Sei Dank sind nicht alle Bürger Südkoreas so einfach zu beeindrucken, bist halt noch zu Jung und Naiv ;-)
Gott, inzwischen duerfte doch sogar dir jemand mal ein paar naehere Infos gefluestert haben, so weit sind die inzwischen durchgesickert...Selbst die Arbeiterpartei hat doch die Hintergruende und was sich in den Minuten nach dem Untergang in der Regierung abgespielt hat rausgefunden..lol
Selbst wenn die Hintergründe bekannt wären und man schon etwas gefunden hätte, würde man das ganze weiterhin zurückhalten. Es wird zwar immer etwas mehr durchsickern, aber so muss man nicht so extrem reagieren wie einige andere Staaten in der Welt. Das kennt man doch aus der Geschichte und ich glaube kaum das es im Interesse einiger gösserer Länder (China, USA) wäre hier einen Konflickt zu provozieren, auch wenn man nach außen die Muskeln spielen lässt.
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