10.5.10

Griechenland in 10 Jahren Korea?

Die wohl sinnentleerteste Nachricht der letzten Tage habe ich heute morgen bei YTN gesehen. Da stand ein französischer Abgeordneter und erklärte allen Ernstes (grob):
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"Wenn wir heute sehen, wie Korea sich nur gut 10 Jahre nach der Hilfe durch den IWF aufschwingt wieder einer der wichtigsten Akteure in der Weltwirtschaft zu werden, habe ich keine Angst, dass Griechenland unsere und die Hilfe des IWF nicht nutzen wird."
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What the...
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Um mal in gleicher Art drauf zu antworten: Als in Korea die Krise ausbrach, wurden nicht Banken angezündet und Steine geworfen, sondern man hat trotz politischer Konflikte sein Familiengold zu Regierung und Banken gebracht, um das Land zu retten.
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Wenn man etwas qualifizierter antworten möchte: Die Wirtschaftsindikatoren sind doch wohl völlig andere als Griechenland heute. Zudem hat Korea nicht nur dank des IWF seine Wirtschaft gerettet, sondern weil es in einem gesamtgesellschaftlichen Kraftakt zu harten Einschnitten bereit war und Reformen gewagt hat, über die man sich in Griechenland nicht einmal traut zu sprechen. Zudem hat eine breite politische Koalition von konservativ bis strammlinks dezidiert einige Massnahmen des IWF abgelehnt und vieles erfolgreich anders gemacht als von der internationalen Gemeinschaft gefordert. Einmal abgesehen davon, dass Griechenland in Zukunft nicht auf wachsende Märkte für Oliven und Schafskäse bauen kann. Die wirtschaftliche Bedeutung von Tourismus wird übrigens überbewertet, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann - höchst labil, in keinem Verhältnis zu den Möglichkeiten "echter Industrie". Auch Korea möchte Touristen nicht des Geldes wegen, sondern um das Image für den Rest der Wirtschaft zu verbessern.
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1 Kommentar:

Gray hat gesagt…

Ich glaube echte Reformen und das Umdenken sind ein Problem aller Länder Europas nicht nur Griechenlands. Wir haben hier eine Wirtschaftszone und müssten europäisch und nicht an uns selber denken. Das ist das Hauptproblem der Länder (jedes für sich). Und damit wird sich das ganze wohl immer wieder wiederholen. Mit der Konzequenz das Europa immer mehr nach unten rutscht und mit den grossen China, Indien, USA, Russland eben schon lange nicht mehr mithalten kann.

Der Anschlusszug ist schon lange abgefahren, das haben einige noch immer nicht verstanden.
Um Ihn wieder einzuholen müsste sich an den Strukturen und an der Denkweise etwas ändern.

Und um weiter bildlich zu sprechen: "Wir müssten einen schnelleren Zug bauen !" Oder eben etwas besseres ;-)