3.6.10

Ganz Korea gegen das Mittelfeld

Die Kommunalwahlen sind vorbei, jetzt heißt es wieder Gräben zuschütten und sich die roten T-Shirts anziehen - nächste Woche ist WM. Heute das letzte Testspiel, ausgerechnet gegen Spanien. Einen schwereren Gegner hätte man sich kaum aussuchen können, aber das war gar nicht so geplant. Das Spiel findet zur Feier des 60. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen statt.
.
Die spanische Presse hatte dem Anlass recht unangemessen angekündigt, dass selbst ein "1000 zu 0" gegen Korea nicht als Demütigung ausreiche und zum vollen Angriff aufgerufen. Die Niederlage im Viertelfinale 2002 kratzt offensichtlich noch immer sehr tief an der spanischen Seele. Wie auch immer. Für mich war die rationale Abwägung, ob ich nach einem langen Lerntag mir die Nacht um die Ohren schlagen soll für ein Spiel, bei dem Korea sicher untergeht. Aber bisher hat es sich gelohnt.
.
Die erste Halbzeit ist gerade vorbei und Korea ist zwar hauptsächlich in der eigenen Hälfte, hat sich aber keine Patzer geleistet und die Spanier sind nur 2-3 Mal wirklich gefährlich vors Tor gekommen. Bei Korea klappt die Verbindung von Abwehr und Angriff noch nicht, was aber auch am traumhaften spanischen Mittelfeld liegt. Das ist schnell, dicht gestaffelt, technisch gut und aufmerksam. Kein Wunder also, dass Spanien Mitfavorit auf den Titel ist. Nicht nur, weil man FIFA-Ranking Nr. 2 inne hat und amtierender Europameister ist, nein auch weil man wirklich guten Fußball spielt. Muss man neidlos (na gut vielleicht doch ein wenig neidvoll) anerkennen.
.
Was mich überrascht, der ich wie gesagt immer noch hauptsächlich das Gestocher von 2006 im Kopf habe, ist die koreanische Technik, die der spanischen im Eins-Gegen-Eins nicht viel nachsteht. Ein paar mal hat man die Spanier ganz schön blamiert. Einzig die körperliche Überlegenheit der Spanier ist natürlich erdrückend; die haben da ein paar Leute zwischen 1,90m und 1,95m - ich glaube die Koreaner haben in der ersten Hälfte kein einziges Kopfballduell gewonnen und bei jedem hohen Pass gibts erst mal Anspannung. Und es gibt viele hohe Pässe.
.
Dafür hatten die Koreaner die größte Torchance der ersten Halbzeit in der 45. Minute, wo es mächtig im spanischen Strafraum brannte und 3 Schüsse nacheinander abgewehrt wurden. Beste Aktion des Spiels war aber bisher der spanische Treffer an die Oberseite der Latte; wunderbarer Schuss - und Lee Woon-jae wäre vermutlich nicht mehr dran gewesen.
.
Also wie gesagt, man merkt einen Unterschied, aber längst keinen so großen wie man vielleicht erwartet hat. Die Spanier haben im Angriff und in der Verteidigung insgesamt 3 Stammspieler draußen, die Koreaner haben Park Ji-sung und zwei weitere Stammspieler draußen. Und Korea ohne Park ist ja bekanntlich so wie Deutschland ohne Ballack; geht auch so, aber mit gibt mehr Sicherheit.
.
Auf in die zweite Halbzeit - Konzentration aufrecht erhalten, hinten weiter dicht machen, was gegen diese schnellen und körperbetonten Spanier keine leichte Aufgabe ist und endlich mal ein bisschen besser nach vorne raus. Diese spanische Mittelfeldmauer - da kann man sich echt die Zähne dran ausbeißen. Wenn man dann erst mal in der spanischen Verteidigung ankommt, ist man mindestens ebenbürtig, das haben die schönen Kombinationen gezeigt, die immer wieder mal aufglänzten.
.
Immerhin ist man bisher nicht untergegangen und kann zumindest mithalten. Das ist das Team mir auch schuldig, wenn ich bedenke, dass ich morgen früh um 9 bei der KTO auf der Matte stehen darf und das Spiel um kurz vor 3 zuende ist.
.
Update 1: Und in den leicht verwandten Nachrichten mal wieder was zum Kopfschütteln aus Nordkorea.
.
Update 2: Die zweite Hälfte war noch lustiger. Die Spanier verstärkten die Abwehr mit ihren Stammspielern, u.a. Herr Xavi während die Koreaner einfach mal den Torwart auswechselten, Ahn im Sturm brachten und versuchten damit was zu reißen. In der Folge ergab sich ein lustiges Hin und Her, wobei die Spanier wie verrückt aufs Tor knallten. Chancenverwertung fast Null, aber eben nur fast: 1:0 für Spanien ist das Spiel am Ende ausgegangen, aber die koreanische Verteidigung hat mehr als überzeugt. Nur vielleicht sollte man noch mal ein paar Pässe üben, denn mit dem, was an Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen gezeigt wurde, gewinnt man bei der WM zwar mehr als einen Blumentopf, aber auch nicht viel mehr. Fazit des Spiels: Noch viel Feinarbeit, aber die Richtung ist mehr als vielversprechend.
.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Spanien ist mit einer B-Elf angetreten !

Gomdori@KU hat gesagt…

Wie gesagt, drei zentrale Spieler waren nicht dabei, in der zweiten Haelfte wurden dann Leute wie Xavi eingewechselt.

Auf koreanischer Seite waren ebenfalls drei Leute aus der Stammelf nicht dabei...

So what?

Anonym hat gesagt…

Gerade die Leute aus der zweiten Reihe hätten sich doch zerreißen und Korea so richtig verhauen müssen. Da haben mir bei den Deutschen z.B. Badstuber, Müller, Marin und Cacao viel besser gefallen, die dem Trainer deutlich gezeigt haben, daß sie in die erste Elf gehören.