26.9.08

Die verdammten Spesenbudgets | 이놈의 회식비

Gestern habe ich beim Fitness wieder etwas Neues dazugelernt. Wie ich ja vor einiger Zeit schon einmal berichtet hatte, findet nach und nach ein Wandel bei der Verwendung der Spesengelder statt, dem so notorischen Saufbudgets koreanischer Firmen.
.
Bei uns in der KTO gibt es diese Saufgelage so gut wie gar nicht mehr, bzw. höchstens im Maße des gemeinsamen Abendessens in der Firma oder in kleiner Gruppe mit wirklich guten Kollegen, so wie man es aus Deutschland kennt. Die Budgets wurden auch relativ zusammengestrichen, sodass es jetzt nur noch Essen in der Firma umfasst und einen einmaligen Ausflug im Monat für die gesamte Belegschaft zu einer kulturellen Aktivität.
.
Gestern kam dann aber am Wasserspender ein Koreaner auf mich zu und beglückwünschte mich, dass ich es so "freiwillig durchhalte". Worauf ich ihn scherzhaft fragte, ob ihn denn jemand zwinge, er sei doch auch ständig hier.
.
Und dann erzählte er mir eine Geschichte, die so perfekt in den gesellschaftlichen Wandel hier passt, dass man das als Lehrbuchexempel für den Unterricht nehmen könnte: Vor einiger Zeit und beflügelt von einigen positiven Gerichtsurteilen zu dem Thema, gingen einige Mitarbeiter seiner Abteilung zum Chef und verlangten freundlich die allabendlichen Saufgelage ein wenig abzukürzen, da der Großteil inzwischen verheiratet sei (also nicht nur in der KTO!) und mehr Zeit mit der Familie verbringen möchte. Ausserdem sei das Saufen nicht gut für die Gesundheit und man wolle eher "Well-Being" leben.
.
Der Chef schien nicht allzu begeistert und sagte, er werde drüber nachdenken. Die Mitarbeiter hätten sich nun schon auf Kultur und Familienbetriebsausflüge gefreut, doch mit welcher Lösung der Chef dann nach einigen Wochen kam, das hatte keiner vorhersehen können:
.
Der Chef, selbst Fitnessstammkunde, meldete seine ganze Belegschaft bei uns im Center an und seitdem müssen die Beschäftigten nach der Arbeit noch ein bisschen strampeln gehen, damit sie ihren "Well-Being"-Lebensstil auch richtig ausleben können. Einmal im Monat holt der Chef die Ergebnisse und schaut sich an, wer am wenigsten da war. Natürlich nur aus rein privatem Interesse. Das wiederum führt dazu, dass einige Angestellten sich opfern und die Karten ihrer Kollegen mittaggen, damit diese nicht unangenehm auffallen.
.
Ja, Korea ist im Wandel, aber dieser treibt manchmal auch verrückte Blüten.
.

Keine Kommentare: