12.10.08

Seonbipalooza

Nach einer durch Muskelschmerzen versauten Nacht war es mir auch dieses Wochenende wieder nicht vergönnt aus Seoul rauszukommen. Aber bei der guten Luft, dem kristallklaren Himmel und noch immer über 20 Grad ist es auch so auszuhalten.
.
Trotzdem sind die Attraktionen in Samseong-dong einigermaßen begrenzt. Nachdem ich aber meinen Computer dank einer Banane - im Norden würde man mir für diese ingenieurtechnische Glanzleistung einen Orden verleihen - wieder temporär in Gang gesetzt hatte, beschloss ich wieder meinem liebsten Hobby fröhnen zu gehen: Bücherkaufen auf Kosten des koreanischen Steuerzahlers.
.
Jedenfalls habe ich mir mal hochgerechnet, wozu das führt, wenn ich das Geld weiterhin so nur für Bücher ausgebe - und es hat zu einer weiteren Entscheidung geführt, nämlich, dass ich mir einen weiteren der kleinen Träume verwirklichen werde, die ich schon immer Mal hatte:
.
Nächsten Sommer nach Beendigung der Akademie und vor Beginn der Uni werde ich mich ca. einen Monat lang zurückziehen und all die Bücher lesen, die ich gekauft habe, aber nicht lesen konnte. Da so etwas lange Vorbereitung braucht, damit man wirklich seine Ruhe hat, fang ich jetzt schon damit an und sage es allen Leuten, damit sie sich nicht wundern. Ich komme jetzt sicher nicht mit pathetischen Worten wie "neues Leben", meine kurzzeitige Auszeit hat einen ganz pragmatischen Grund: Ich brauche Ruhe, um mich auf koreanische Bücher konzentrieren zu können, da mir beim flüchtigen Lesen einfach noch immer zu viele wichtige Details (natürlich gerade bei Literatur) entgehen. Nebenbei hoffe ich auch wieder ein bisschen mehr Inspiration und Muse zu bekommen, um selbst weiterzuschreiben.
.
Irgendwo in einer kleinen Hanok-Herberge mitten im Nichts oder in einen Tempel einfach Mal einen Monat das andere Korea. Das Leben eines koreanischen Gelehrten (Seonbi), nur halt im 21. Jahrhundert. Bildung als Zeitvertreib, frei von weltlichen Sorgen. Das treibt Lebenshaltungskosten nach unten, Lebensqualität nach oben und wird zudem hoffentlich auch einen gewünschten Effekt auf die koreanische Lesefähigkeit haben, die ja zentral für ein Masterstudium in Korea ist. Nicht zuletzt interessieren mich die Bücher wirklich. Selbst ganz einfache Kurzübersichtswerke über koreanische Geschichte sind auf Koreanisch einfach viel detaillierter und interessanter als sogenannte Standardwerke der Koreanistik. Es sind so viele neue Welten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden - und ja; 300.000 Won im Monat sind schneller weg als man denkt, ohne dass man Bücher kaufen muss, die einen nicht interessieren.
.
Neudeutsch hieße dieses Seonbipalooza wohl Sabbatical, für mich ist es einfach eine kurze Auszeit nach einer anstrengenden Zeit und vor einer noch anstrengenderen Zeit und vor allem ein Ziel, das einem bereits jetzt erlaubt, sich kurz einmal aus dem Alltag herauszudenken. Ich glaube ja nicht, dass ich vor Dezember noch mal aus Seoul rauskomme, daher ist dieser Plan doch eine realistische Alternative.
.

Keine Kommentare: