Mein heutiger Einwurf beschäftigt sich Mal nicht mit den normalen Nachrichten, sondern mit etwas, das ich in den letzten Tagen vermehrt beobachten durfte und für viele außerhalb Koreas wohl nicht so offensichtlich sein dürfte.
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Ich spreche von "Gewinnern" der Krise bzw. kleinen Lichtern innerhalb der heranrollenden Krise. Dies soll die Schwere der Krise nicht beschönigen, aber ich habe eine Tendenz auch im Negativen immer gerne noch die nicht so offensichtlichen positiven Seiten zu sehen.
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Ganz persönlich wäre dies der Tourismussektor, wobei das inzwischen auch ausreichend in den Medien behandelt wird. Japaner strömen wirklich in unfassbaren Scharen nach Korea. Dies hat vor allem zwei Gründe. Japaner können sich keine großen Reisen mehr leisten (Überseereisen sind fast ebenso stark wie in Korea eingebrochen) und dank des schwachen Wons ist Korea als Shoppingparadies zurzeit Ziel Nr. 1 für japanische Touristen. Es wird erwartet, dass Korea dieses Jahr den Touristenrekord aus dem Jahr 2002 übertrifft und so ziemlich alle großen Hotels Seouls, aber auch Busans melden Ausbuchungsraten von 85-100%, was etwa 10-15% über Vorjahresniveau ist. Noch stärkere Zuwachsraten haben die großen Kaufhäuser und Duty Free Shops, insbesondere der auch in Japan vertretenen Lotte-Kette.
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Der Bausektor profitiert ebenfalls. Die Regierung investiert - so wie es die deutsche vorhat - vermehrt in Bauprojekte, um die zurückgehenden Wohnungsbauaufträge zu kompensieren. Ökonomisch ist das durchaus umstritten, aber für den Moment bringt es Aufträge und für Seoul nur Gutes: Die Bauarbeiten am zweiten Abschnitt der Linie 9 beginnen schon im Januar 2009 anstatt erst ein halbes Jahr später, der Ausbau der Autobahnen an der infrastrukturschwachen Ostküstenregion Gyeongbuks geht schneller weiter etc.
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Nachhilfe boomt ebenfalls, denn Bildungsausgaben dürften das letzte sein, was koreanische Familien kürzen. Im Gegenteil: Aufgrund der schwierigen Lage für Berufseinsteiger versuchen viele, weil sie sowieso innerhalb dieses Jahres keinen Job finden, mit speziellen Kursen ihre Chancen für nach der Krise zu verbessern. Nummer 1 ist dabei natürlich Fremdsprachenkompetenz.
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Der letzte Sektor in dem es mir aufgefallen ist, ist der Immobiliensektor, der gerade mächtig einbricht. Warum das ein Licht ist? Weil die koreanische Immobilienblase ja endlich einmal platzen musste!
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Sicher, die Bevölkerungsdichte und der Entwicklungsstand des Landes rechtfertigen hohe Preise auf Weltniveau, doch der größte Teil der Immobilienpreise ist durch Spekulationen von Vermietern/Verkäufern und dem Heuschreckentum der Apartment-Käufer selbst entstanden. "Budongsan Jaetech" ist eines dieser Unworte, das beschreibt wie man mit geschicktem Kauf und Verkauf von Immobilien ein Vermögen machen kann; die schnellste und beliebteste Methode in Korea. Zur Folge hat die Immobilienblase, dass viele Leute, insbesondere solche mit unregelmäßigem Einkommen und junge Leute sich nur kleine und kleinste Unterkünfte leisten können und die Stadtlandschaft durch profitgierige Architektur verschandelt wird.
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Als ich gestern schon Mal schaute, wo ich denn ab Februar mein neues Heim aufschlagen werde, war ich erstaunt: Selbst in Samseong-dong sind die Preise extrem gefallen. Relativ neue One-Rooms ab 500.000 im Monat bei 1 Million Kaution. Insgesamt scheinen sich die Preise in Gangbuk und Gangnam anzunähern, wobei dies hauptsächlich durch den rapiden Verfall der Immobilienpreise im Süden zustande kommt; in Songpa teils bis zu 30%.
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Musste man dort für ein durchschnittliches Apartment vor 2 Jahren noch 600.000.000 Won zahlen, sind es jetzt "nur noch" 400.000.000 Won. Sicher dieser Preisverfall trifft auch viele viele unschuldige Familien und stürzt manch einen in den Ruin, für die Entwicklung Seouls wäre ein Platzen der Blase aber trotzdem mehr als positiv; Tokyo hat es vorgemacht. Mal schauen wie lange der Trend hält; es gibt ja in der Politik genug Leute, die ein Interesse an hohen Immobilienpreisen haben.
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1 Kommentar:
Wenn man bei der Immobilienblase noch das Billigbaumaterial dazuzählt ist sie dann noch mehr Blase. Ich meine Betonkern oder Metallkern, Aussenintallationen, krumme Wände etc. .
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