Korea war lange Zeit eine der letzten Bastionen, in denen das Wort "Praktikum" nicht wirklich praesent war. Genau genommen wurde ich letzte Woche noch bei einem Jobinterview gefragt, was denn dieses ominoese "Internship" in meinem Lebenslauf bedeuten wuerde. Im Alltag hoert man den Begriff so gut wie gar nicht. Man kennt nur die Alternativen "Alba", also Teilzeitarbeit und "Jeongjikwon" also (sozialversicherungspflichtige) Vollanstellung. Grosse Firmen fingen irgendwann damit an, jaehrlich oder quartalsmaessig ein festes Kontingent Praktikanten einzustellen, von denen dann die besten uebernommen wurden. Dies war durchaus ein probates Mittel, die besten unter den Studienabgaengern herauszusieben.
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Durch die Krise und das Problem der Ueberqualifizierung bzw. genauer gesagt "Kollektivqualifizierung" der koreanischen Jugend ist das aber gehoerig ins Wanken geraten.
Obwohl ich wenig offizielle Daten dazu gefunden habe, redet jeder ueber eine der neuesten Massnahmen der Regierung Lee. Und zwar wird seitens der Regierung versucht, die Jugendarbeitslosigkeit dadurch zu senken, dass sie Wirtschaftsunternehmen und Regierungsbehoerden dazu draengt, bezahlte und unbezahlte Praktikanten einzustellen. Und zwar um jeden Preis in moeglichst hoher Zahl.
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Dagegen ist wie gesagt an sich nichts einzuwenden. Praktika bringen, egal was manche Leute sagen moegen, durchaus etwas und sei es nur die Gewohnheit eines Arbeitsalltages in einem Firmenumfeld.
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Ein Problem wird es aber, wenn wie jetzt haufenweise Praktikanten angestellt werden, die sich quasi gegenseitig auf den Fuessen stehen und die Firmen ueberhaupt keine Arbeit fuer sie haben. Das fuehrt zu merkwuerdigen Phaenomenen. Da passiert es schon Mal, dass man drei Praktikanten sieht, die zum naechsten Kaffeeladen gehen, um der Fuehrungsetage den Kaffee zu holen oder 4 Praktikanten, die um einen Kopierer stehen und sich ein 200-Seiten-Dokument zum Kopieren teilen.
Dementsprechend gibt es nicht wenige unter den Praktikanten, die sich die Freiheit nehmen, nicht mehr zu erscheinen und das gegenseitige Verhaeltnis ist sehr gespannt. Gleichzeitig ist der Wettbewerb unter den verbliebenen Praktikanten sehr hoch, weil jeder hofft eine der wenigen Festanstellungen zu bekommen.
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Wie das weitergehen soll? Es ist aber interessant das ganze zu beobachten, koennte es doch zu einer gewaltigen Verschiebung im Arbeitsmarkt fuehren - mit ungeahnten Folgen. Die Regierung Lee hat ganz richtig erkannt, dass die neue konservative Welle von den jungen getragen wurde, diese aber zunehmend ungehalten sind ueber die Arbeitsbedingungen und die mangelnden Jobalternativen - diese an sich unpolitische Generation hat als Gruppe eine politische Sprengkraft, die es auszuhebeln gilt, wenn die soziale Stabilitaet gewaehrleistet werden soll.
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Dass es fuer wirklich hoch- und vielseitig qualifizierte Bewerber aber durchaus auch heute kein Problem ist einen guten Einstieg zu finden, zeigte juengste eine Freundin von mir: Frisch aus der Uni raus, ein wenig ausgeruht, auf Empfehlung ihres Profs bei einer Handelsfirma untergekommen, sofort sozialversicherungspflichte Beschaeftigung, humane Arbeitszeiten und entspanntes Arbeitsklima. Das mag selten sein, aber ich wiederhole es gerne: Es kann auch einfach nicht sein, dass 80% einer Generation bei einem Grossunternehmen im Buero sitzen, insbesondere nicht in einem Land, in dem Service so gross geschrieben wird.
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1 Kommentar:
hrhr hat nix mit deinem Beitrag zu tun^^
http://www.spiegel.de/video/video-57733.html
-> 1:25 min
GEIL!!! Was es für Menschen gibt!!!
ICH WILL RAUS AUS DEUTSCHLAND!!!
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