Allen Lesern noch einen nachträglichen Gruss vom Laternenfest in Seoul, das vor inzwischen 2 Wochen stattfand. An diesem Wochenende war ich ganz bewusst Hippie, habe im Bluetenregen Hand in Hand mit wildfremden Koreanern, Japanern und sonstwas für Leuten zu Meditationsmusik getanzt, mich anmalen lassen und aehnliche Dinge getan, die ich eher aus den Geschichtsbuechern von vermatschten Rockkonzerten kenne. Es war ein wunderbares Wochenende, das mich wieder einmal bestaerkt hat, dass ich fuer mich persoenlich im Buddhismus meinen Weg gefunden habe, wenn auch nicht im institutionalisierten Jogye-Orden.
.
Seine eigene Philophie zu haben, das ist ja unheimlich modern. Sich etwas zu basteln. Doch so individualistisch bin ich nicht. Gemeinsame Symbole, Riten, Traditionen, gemeinsame Theorien zu haben, hat etwas sehr sehr Schönes, etwas sehr Mächtiges. Es birgt natürlich auch immer die Gefahr, dass man sich durch die Masse bestärkt fühlt und nicht mehr hinterfragt, doch die Vorteile eines gemeinsamen Konzeptes überwiegen diese Gefahren, zumal, wenn das Konzept an sich recht unanfällig für Massenverblendung ist, weil es ständige Hinterfragung jedes einzelnen verlangt.
.
Aber meine Lehrgespraeche habe ich derzeit nicht mit einem ordentlich ordinierten Moench, sondern mit dem Besitzer der kleinen Reinigung im Nebenhaus, der nebenbei selbst Blut- und alte Kaffeeflecke herausbekommt wie kein zweiter. Allein dafuer sollte er schon dem Nirvana ein Stueckchen weiterkommen. Der Mann ist gefuehlte 170, sein Gebiss besteht eigentlich nur noch aus Goldzaehnchen, seine Statur passt drei Mal in die meinige - und sein Laecheln strahlt eine ganz besondere Waerme aus.
.
War man gerade noch beim Kaffefleck, ist man schon bei dem, was Augen über Menschen sagen und schwirrt dann irgendwo in irgendeinem Sutra und den dazugehörigen Kommentaren rum. So als würde man gerade übers Wetter sprechen, ganz beiläufig. Ein kleiner Sonnenstrahl fällt in das Dickicht aus Anzughosen und Bettdecken. Ich sitze dann immer da, bei billigem Automatenkaffee und nicke brav. Am Ende einer solchen Sitzung hat der Mann sich sein bescheidenes Leben an meinen Hosen und Hemden verdient und ich komme nebenbei noch als geläuterter Mensch heraus. Faszinierend.
.
9.5.09
Buddhistische Reinigung
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen