SPIEGEL ONLINE scheint meine kritischen Kommentare zur Nordkorea-Berichterstattung deutscher Medien gelesen zu haben, denn mit mir macht SPIEGEL ONLINE kein Interview über mein aufregendes Leben. Ich bin so ziemlich der einzige Deutsche, mit dem SPIEGEL ONLINE noch kein Interview gemacht hat.
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der erste Artikel von Daniela Thöne war halt eine Einführung in Land und Sitten allgemein, kann man wenig zu sagen.
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Der Artikel über die Go-Studenten war dann in der Kategorie Kuriositätenkabinett und komische Asiaten und noch komischerere Westler zu packen.
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Die Reportage über Herdegens Lektorat an der Kim-Il-Sung-Uni in Pyeongyang war dann wieder sehr interessant.
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Der neueste Artikel, der gerade auf der Hauptseite prangt, regt mich dann aber doch irgendwo wieder auf.
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Zunächst einmal ist die Sukdae ganz bestimmt nicht die Eliteschmiede für die koreanische Damenwelt - das ist und bleibt die Idae, wenn wir das schon auf die Frauenunis beschränken wollen. Und was da wieder ein Bild von Koreanerinnen gezeichnet wird, da zieht es sich ja beim Lesen zusammen. Ich muss schon schmunzeln, wenn gesagt wird, dass die armen Koreanerinnen um 12 zuhause sein müssen. In jeder Sprache heißt "Sorry, aber du bist einfach nicht mein Typ" eben anders.
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Die Grit aus dem Interview kenn ich sogar selbst. Umso überraschter bin ich von ihrer tiefen soziologischen Einsicht, dass Koreanerinnen alle ein gestörtes Verhältnis zu Männern haben. Würde ich ja so in Grundzügen zustimmen wollen - aber aus vollkommen anderen Gründen.
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Koreanerinnen suchen sich in Booking Clubs den Mann fürs Leben (wie eigentlich, wenn sie nach Mitternacht nicht mehr vor die Tür dürfen) und glauben an die wahre Liebe. Welch grandiosen Erkenntnisse. Da hat die Auslandserfahrung was gebracht. Gleich Mal bei Facebook nachfragen, ob sie das wirklich so gesagt hat. Dann wären wir ja wieder beim Thema genaue Berichterstattung.
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SPIEGEL ONLINE!
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Warum vernachlässigst Du mich so? Mit jedem Studenten in Korea machst Du ein Interview, nur mich ignorierst Du, böses Spiegel Online. Ist das Journalismus? Sei nicht so grausam, habe ein Erbarmen. Lass mich auch meine 2 Minuten Ruhm haben, mich Mal so richtig über Korea auskotzen und meine Weisheiten einer breiten Weltöffentlichkeit vorstellen. Ich verspreche auch nicht kenntnisreich wie Gitte zu schreiben, sondern ganz oberflächlich. Ich sende auch schöne Fotos von glitzernden Motels mit. Auf Wunsch kann ich sogar Fotos von Nutten senden. Ich wohne schließlich in Sillim. (Die Stichwörter in diesem Eintrag garantieren Mal wieder hohe Trefferzahlen in der Suche)
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Soll ich einen lebendigen Tintenfisch essen? Soll ich vielleicht erzählen, dass die in Korea vergorenen Kohl essen, der ganz scharf ist? Oder dass es gar kein Studentenleben so wie in Münster gibt, wo die Mädchen auch nach Mitternacht noch auf die Straße dürfen und dann die Nacht zum Tage machen? Meine Leistungskurs-Lehrerin Deutsch war aus Münster. Der hat man angesehen, dass sie in ihrer Jugend wirklich viel Party gemacht haben muss. Ich mein, Münster ist ja für seine Clubszene bekannt, da rockt das Leben. Nicht so wie in Seoul, wo Punkt 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und die Frauen wieder in die Käfige gesperrt werden. Irgendjemand muss ja den ganze vergorenen Kohl auch einlegen. Da ist es dann nur logisch, dass im Sinne der Arbeitsteilung die Eltern zumindest den Verkauf an den Ehemann übernehmen.
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Dass Koreaner sich aber nicht in aller Öffentlichkeit vor dem Prof in der Vorlesung die Zunge gegenseitig in den Hals rammen oder sich zärtlich lausen, wie ich bereits an der FU Zeuge werden durfte - das ist eindeutig ungehörig und zeugt von der Rückständigkeit dieses Landes. Aber gut, dass wir so viele Missionare hier haben, die mit allen Mitteln versuchen, jedes einzelne Mädchen aus den Klauen ihrer selbstverschuldeten Asexualität zu befreien. Ganz uneigennützig natürlich.
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Also Elitefrauen der Sukdae! Geht nicht immer nur mit euren ausländischen Freunden Cola trinken, nehmt sie mit ins Motel, reißt euch im Unterricht die BHs vom Leib und folgt dem deutschen Weg. Dann werdet ihr vielleicht auch mal in den deutschen Medien als echte Menschen behandelt.
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Hui, ich werde auf meine alten Tage noch richtig feministisch. Möchte aber betonen, dass dieser Artikel ein Auftragswerk einer koreanischen Bekannten ist, die beim Lesen des Artikels fast explodiert wäre.
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Wie auch immer, jetzt wird SPIEGEL ONLINE niemals nie ein Interview mit mir machen wollen. Aber ich könnt mich ja vor meinen eigenen SPIEGEL stellen und mich selbst interviewen, SPIEGEL OFFLINE muss es halt auch tun.
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UPDATE: Was Gitte zu dem Artikel zu sagen hat, könnt ihr ihrem Blog entnehmen - es ist prägnanter formuliert, aber hat den gleichen Tenor: Testosteronheld.
4 Kommentare:
bravo! :)
ach jan... :o)und münster ist eigentlich schon ein nettes nachtleben^^
--hat-- münster HAT ein nettes nachtleben.. ai, das nachtleben hier zerstört einem dann doh die letzte gehirnzelle.
Zumindest ist der spiegel beitrag ein wenig neutral geschrieben, was bei dir nicht der fall wäre!
Deine einseitigkeit ist einfach zu offensichtlich ;-)
Schon ein wenig peinlich wie du dich in diesem beitrag doch als naechtster kandidat eines interviews lobpreist...tzz tzz tzz
Vieleicht kannst du es beim focus oder bei der bild probieren :-)
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