29.10.09

Wo entsteht das Neukölln von Seoul?

Es gibt immer mehr Ausländer in Seoul. Inzwischen soviele, dass sich das nicht nur im Straßenbild widerspiegelt. Inzwischen gibt es vietnamesischsprachige Radiosender, französischsprachige Nachbarschaftszentren und eine echte nigerianische Mafiaszene. Wo aber werden in den nächsten Jahren die sozialen Brennpunkte liegen, an denen die beruehmten Parallelgesellschaften entstehen? Einmal angenommen, dass Korea wirklich die Entwicklung Deutschlands nimmt. Also neutraler ausgedrueckt: Wo konzentrieren sich die auslaendischen Mitbuerger?
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Itaewon? Ja, denkste. Gerade einmal 2.000 Auslaender wohnen dort. Ein absolut minimaler Bruchteil der Ausländer in Seoul, wie man hier nachlesen kann. Und eher diejenigen, die hier im Flux befindlich sind: Militär, Botschaft, Englischlehrer.
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Ausländer heißt eben längst nicht nur Weißer. Und selbst von den Weißen wohnt nur ein Bruchteil in Itaewon; viele ziehen natürlich dort hin, wo ihre Arbeit oder Uni ist. Wer es sich leisten kann, zieht in die Gegenden, wo es gute Officetels, Apartments oder Einfamilienhäuser gibt, was in Itaewon nur bedingt der Fall ist.
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Außerdem haben wir wieder so einen statistischen Lapsus: Itaewon ist definiert als Itaewon-dong, dabei wohnen extrem viele Ausländer auch einfach etwas am Rand dessen, was wir als Itaewon bezeichnen: Noksapyeong, Hannam, Bogwang.
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Bleiben die sogenannten Gastarbeiter, die teils bereits zu 20 Jahre hier wohnen und Familien gegründet haben. Bisher noch mit faktischem Zwang zur Integration durch Schule und Arbeitsplatz. Südostasien, Südasien, Nordostasien sind die Hauptherkunftsgebiete, die Viertel nahe an den großen Industriekomplexen, teils außerhalb Seouls (Ansan), teils innerhalb (Guro) die neuen Wohngebiete.
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Gleichzeitig gibt es in Seoul noch immer Viertel, die man in gewissen Gegenden Deutschlands "national befreite Zone" nennen würde, wobei man hier gar nichts "befreien" musste, denn hierhin ziehen Ausländer sowieso nicht:
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"For example, less than 10 foreigners reside in the eastern districts of Myeongil-dong and Jamsil 6-dong. Gangil-dong, Ilwon 2-dong, Junggye-dong and Amsa 3-dong are among other regions in Seoul that are home to less than 20 foreign residents."
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Süß.
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5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Und was wills Du und mit Deinen Beitrag erzählen ?
Korea hat 1% Ausländeranteil, das kann man doch wirklich nicht mit Deutschland ( berlin) vergleichen...das ist Süss :-)
Egal wie in der Koreanischen Presse darüber berichtet wird, Korea ist noch überhaupt nicht International, und wird es auch nie werden ;-)

Jens-Olaf hat gesagt…

So einfach ist das nicht. Ich wohne in Gimhae. Im Altstadtzentrum dominieren am Wochenende die Immigranten und Vertragsarbeiter das Stadtbild. Letztens gab es eine erste gewaltätige Auseinandersetzung in der organisierten Verbrechensszene. Hintergrund Vietnam. Allerdings steht noch aus,was mit der ersten hier aufwachsenden zweiten Generation wird. Privilegiert sind sie nicht.Mal sehen wie deren Chancen sind in Zukunft.

TY hat gesagt…

Da fällt mir was zu ein^^
Habe gestern eine Vorschau von einem Film gesehen, der hier demnächst ins Kino kommen soll(?) wird(?)....auf jedenfall geht es da um drei Opas die mit ihren koreanischen Frauen nach Korea auswandern.
Soll sehr amüsant sein - habe nur eine kurze Vorschau auf ZDF gesehn.

Gomdori@KU hat gesagt…

Martin: Ich weiss nicht, woher du jetzt deine Weisheit hernimmst, aber um ehrlich zu sein, ist das genau die Arroganz, die du an den Tag legst, die vielen der Klischee-Auslaender hier zu Eigen ist: Auslaender gleich weiss, alles andere zaehlt irgendwie nicht.

Und zu deiner Projektion, das Korea nie international wird: Auch in Deutschland fing alles Mal ganz locker an mit ein paar hunderttausend Gastarbeitern. Wie die Realitaet in deutschen Staedten heute aussieht, duerftest du wissen. Diese Entwicklung zu managen, damit es nicht zu einer Situation wie in Neukoelln und anderswo kommt, damit kann man m.E. nicht frueh genug anfangen! Ignoranz hilft da wenig und die Zahlen sind von der Dynamik durchaus vergleichbar mit anderen "Einwanderungsnationen".

@TY: Der Film heisst Endstation Sehnsucht. Wir haben bei "Treffen zweier Welten" vor 2 Wochen (?) ein Interview mit der Regisseurin gemacht. Den Trailer gibts auch bei Youtube.

Jens-Olaf: Immer wieder interessant Beobachtungen ausserhalb des Seouler Raumschiffs zu hoeren und zu sehen! Wie hat sich die Polizei verhalten oder war die gar nicht dabei?

Jens-Olaf hat gesagt…

Gomdori, hier ist ein guter Eindruck, was manchmal in Gimhae zu sehen ist. In einem zentralen Park in diesem Jahr:
http://www.youtube.com/watch?v=cR4wyJTTy58&feature=related
Manchne sind schon Koreaner geworden.

Zu dem Vorfall mit dem Vietnam Hintergrund: Einige sind Spieler und treffen sich deswegen irgendwo in abgelegenen Hütten. Einige verlieren dabei und leihen sich Geld, bei Landsleuten, die davon leben. Nur zurückgezahlt wird nicht immer. Dafür gibt es dann die übliche Methode der Geldeintreiberei. So einer wurde von der Polizei festgenommen.