Ich kann nur immer wieder betonen: Ohne Koreas Ajummas wäre dieses Land nicht nur ärmer, sondern auch ich ganz persönlich ziemlich aufgeschmissen.
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Ich führe ein Leben an den Kaufinteressen der Koreaner vorbei. Ich kaufe keinen Schweinebauch, ich kaufe Hühnenbrustfilets. Ich kaufe keine süßen Kuchenspeisen, ich kaufe Pistazien. Ich kaufe keine Khakis, ich kaufe Weintrauben.
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Ich kaufe kein stilles Wasser, kein importiertes Wasser, sondern Koreas einheimisches Mineralwasser mit Kohlensäure. Dies tun noch einige andere Leute im Lotte Super hier in Gongdeok, denn hier scheinen viele Auslandserfahrung zu haben. Oder es sind schlicht die Hotelgäste, die es wegkaufen. Jedenfalls reicht die die Lieferung (1 Kiste pro Woche) vorn und hinten nicht. Noch schlimmer: Sie kommt immer an anderen Tagen. Mal bin ich der erste und kaufe alles weg, Mal komme ich ein paar Stunden zu spät und die anderen haben alles weggekauft. Ich brauche aber mein Kohlensäure-Wasser, weil ich normales Wasser noch nie runterbekommen habe und sonst auf zuckrige Säfte oder Limonaden umsteige. Eine Frage der Gesundheit geradezu, auch wenn es eigentlich eine Frage der Disziplin ist.
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Nach einigen Wochen fasste ich allen Mut zusammen und erklärte der Verkäuferin meine missliche Lage. Die gute Frau fing fast an zu weinen, weil der arme Junge so weit von zuhause nicht überlebt ohne sein kohlensäurehaltiges Mineralwasser. Aber an der Lieferung könne sie auch nichts ändern, die werde zentral gesteuert. Sie probiere Mal, was sich machen lasse.
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Ich dachte es wäre die übliche Beschwichtigung gewesen, stand schon fast an der Kasse (natürlich ohne Weintrauben, ohne Mineralwasser), da kam die gute Frau angerannt. Mit ihrem Notizbuch und sagte: "Schreiben Sie mir Mal Ihre Handynummer auf. Ich meld mich."
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Gesagt, getan. Nicht mehr groß dran gedacht.
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Heute, kurz nach der Mittagspause klingelt mein Telefon. Ich wusste nicht, wer es war, ging trotzdem instinktiv ran, was ich sonst eigentlich nicht tue. Es war die Ajumma aus dem Lotte Super, von ihrem Privathandy.
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"Ich bin es, vom Supermarkt. Das Wasser ist da, kommen Sie schnell. Ich stelle es Ihnen zurück, aber bis heute Abend müssen Sie kommen, ich müsste es eigentlich heute Nachmittag einräumen."
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Ich also gerade nach der Arbeit zum Supermarkt. Mir konspirativ am Eingang zum Lager meine Kiste Wasser abgeholt und am Service-Point die Dame gleich als Mitarbeiterin des Monats vorgeschlagen. Wer, wenn nicht die gute Wasser-Ajumma hätte diese Ehre verdient.
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Darauf gleich ein Glas Chojeong Tansansu, frisch auf den Tisch. Zisch.
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