18.2.10

Treffsicherheit von Sozialsystemen

Die neueste OECD-Studie bestätigt, was jeder im Gefühl hat, der Südkorea und Deutschland ein wenig kennt.
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Deutschlands vielgerühmter Sozialstaat ist ziemlich weit zurückgefallen, was Arbeitsanreize angeht längst abgehängt von den meisten Nachbarländern, aber immerhin noch immer leicht über OECD-Durchschnitt.
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Südkoreas Sozialsystem hingegen ist im Aufbau begriffen, rangiert im OECD-Gesamtvergleich noch am unteren Rand und ist noch längst nicht treffsicher, aber in vielen Punkten inzwischen sogar auf oder über dem Niveau vieler EU-Länder. Besser als Deutschland ist man jedoch in keinem der getesten Bereiche. Die Förderung ist insbesondere in den ersten Monaten sehr gut; in kaum einem Land werden Sozialleistungen aber so stark eingesetzt, um Menschen zur Arbeitsaufnahme zu zwingen. Gefördert wird vor allem die Institution der Ehe, Alleinerziehende haben es sehr schwer.
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Was sagt es uns? Das, was ich immer sage: Weder Deutschland noch Südkorea sind der Wahrheit letzter Schluss, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Weder Gießkanne, noch Peitsche. Ein Sozialstaat kann sich Wohlstand nicht kaufen, ohne Grundsicherung für Bedürftige entsteht Wohlstand aber ebenso wenig.

2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

"Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen" - ein einsichtiger Kommentar von dem sich unsere marktschreierischen Politiker mal eine Scheibe abschneiden könnten!

Wie ist das eigentlich mit dem Lohnniveau in Südkorea? Gibt´s da auch so einen krassen Niedriglohnsektor wie in Deutschland bzw. das Phänomen, dass sogar Hochschulabsolventen häufig nur mit befristeten/Minijobs/Jahrespraktika abgespeist werden?

Gray hat gesagt…

Ich denke das Problem in Deutschland ist nicht der Sozialstaat mit seinen Sozialleistungen, sondern wirklich eher der fehlende Anreiz, sprich der grosse Niedriglohnsektor, bzw. das was dem Arbeitnehmer dann von diesem Geld überhaupt übrig bleibt. Es kann doch nicht sein das jemand der den ganzen Tag arbeitet, weniger auf der Hand hat als jemand der zu Hause bleibt.

@Georg: das mit den befristeten Minijobs kenne ich aus dem Architekturbereich auch. Da gehen Leute die ein abgeschlossenes Studium hinter sich haben, für 500,-Euro im Monat arbeiten...
Völlig unklar, das so etwas möglich ist.

Mich würde auch mal interessieren wie das Thema in Korea behandelt wird.