8.3.10

Munhwa Ilbo kann was

Gestern Interview mit der Munhwa Ilbo. Nein, es geht ausnahmsweise mal nicht um einen Job, sondern ich bin wegen eines Jobs dagewesen, den ich schon habe, besagten Atelier-Job.
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Einmal unabhängig von dem, was am Ende rauskommt, muss ich sagen, dass zumindest von der Arbeitsweise her mein Glauben an den koreanischen Journalismus teils wieder hergestellt ist.
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Die Journalistin kannte sich tatsächlich ein wenig auf dem Gebiet der Literatur aus, ersparte mir Fragen über Kimchi und auch das obligatorische, "wo haben Sie denn so gut Koreanisch gelernt" fiel dankbarerweise kurz aus.
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Und irgendwie kam dann eine richtig schöne Diskussion, ganz ungezwungen, auf, bei der die anwesende Journalistin nur moderierte und ab und zu nachbohrte. Man fühlte sich richtig als Mensch gewürdigt, man meinte fast, dass sie tatsächlich Interesse an dem habe, was man erzählt.
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Krasser Kontrast zu meinen letzten Medienauftritten, wo die Story über den komischen Ausländer im Mittelpunkt steht und alles, was dieses Bild stört, wird gnadenlos ausgeblendet. Das ist auch der Grund, warum ich seit über einem Jahr in keiner Zeitung mehr in Korea war. Jetzt wurde ich ja quasi hingeprügelt, aber vielleicht war das auch mal wieder nötig, um nicht die ganze Zeit in meiner Tonne zu sitzen und meine Vourteile gegenüber koreanischen Journalisten zu pflegen.
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Wie ich so schreibe, fällt mir gerade auf, dass es vielleicht auch ganz natürlich ist, dass ständig die üblichen Kimchi-Stories in Bezug auf Ausländer kommen. Vor zwei drei Jahren war ich einfacher Student, mein Koreanisch ganz ok, aber nicht so, dass ich damit hätte in die Tiefe gehen können. Auf der anderen Seite Journalisten, die ihre Seiten füllen müssen und von oben den Auftrag bekommen Ausländer über Korea auszufragen. Keine gute Kombination. Die muss dann eben auf dem Niveau von "Kimchi ist so scharf" enden oder der Journalist haut sich aus drei Versatzstücken selbst eine Story zurecht. Ist nicht gerade dem deutschen Berufsethos eines Journalisten entsprechend, aber wer hält sich schon an solche Standards.
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Wobei auch Wissen und Tiefe auf Seite des Interviewpartners oft nichts nutzt, wie man an der Doku über Prof. Sasse sieht, bei der ich ihn begleiten durfte. Wenn das Kamerateam sich zum Ziel gemacht hat, den wunderlichen alten Mann im Hanbok auszuleuchten, dann bleibt nicht viel Raum für Gasa, Sijo und traditionelle Architektur.
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Naja, vielleicht sind meine Vourteile doch berechtigt und ich habe jetzt nur mal Glück gehabt. Also Kinder, Mittwoch Munhwa Ilbo kaufen, dann wissen wir auch, ob aus der guten Recherche ein vernünftiger Artikel geworden ist.^^
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