26.5.10

Im Notfall

Ich möchte niemandem Angst machen, aber gestern sah es für 20 Minuten so aus als gäbe es jetzt Krieg. Der Norden kündigte gegen 23:50 an ab jetzt die Beziehungen zum Süden komplett einzustellen und nach "Protokoll im Kriegszustand" vorzugehen. Dies haben einige hastige Netizen in Korea (wahrscheinlich die gleichen die meinen, dass die Regierung sie mit BSE füttert) falsch verstanden und daraus eine Kriegserklärung gemacht.
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In wenigen Minuten war auf allen Suchmaschinen dies der meistgesuchte Begriff, was natürlich alle in Schrecken versetzt hat. Die Nachrichten haben zwar gleich alles aufgeklärt, es zeigt aber durchaus, wie angespannt die Lage ist. Man konnte richtig zusehen wie eins nach dem anderen in den Apartments um mein Officetel die Lichter wieder angingen.
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Dann war auch die Chosun Ilbo noch so schlau zu berichten, dass vier nordkoreanische U-Boote im Ostmeer rumkreuzen und die Marine sie nicht ausfindig machen kann.
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Bis zum Morgen hatte sich aber alles beruhigt und die meisten dürften gar nicht viel davon mitbekommen haben. Ich sehe auch die Gefahr eines echten Krieges, d.h. eine Verwicklung von Zivilisten als äußerst gering an.
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Trotzdem ist es immer gut für den Notfall gewappnet zu sein. Ich habe mich schon vor einigen Wochen abgesichert, aber für alle, die noch nicht wissen, was sie machen, wenn Krieg ist (und sie nicht hingehen wollen, was bei den meisten der Fall sein dürfte):
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1. Das einfachste ist sich auf der Homepage der Deutschen Botschaft in die Liste der Auslandsdeutschen eintragen, dann bekommt man im Notfall sofort mit, wo es hingeht.
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2. Selbst ohne eine Eintragung wird man im Notfall dort einen Ansprechpartner finden, sei es per Hotline oder bei Besuch vor Ort. Die Botschaft ist zudem auch ein Sammelraum fuer deutsche Staatsbuerger. Zudem gibt es weitere Sammelraeume, wie in dieser Uebersicht ueber Sammelstellen nachzulesen. Fuer deutsche Staatsbuerger also immer die sicherste und einfachste Methode.
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3. Abgesehen davon gibt es öffentliche Evakuierungsstellen. Einige U-Bahnstationen gelten aufgrund ihrer Tiefe als äußerst sicher, aber das richtet sich nur an Leute, die den Krieg in Seoul aushalten wollen.
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4. Die offiziellen Evakuierungen der Botschaften laufen meinen Informationen nach über die großen Stadien, d.h. Mokdong für den Südwesten, Olympiastadion Jamsil für den Südosten und Osten und das WM-Stadion Sangam für den Norden und Nordwesten der Stadt.
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5. Auch wenn das sowohl die deutsche als auch die amerikanische Botschaft wohl nicht gern hören; am einfachsten ist es vielleicht sich an die Amis ranzuhängen, insbesondere auf dem Land. Die Amerikaner haben in jeder einigermaßen großen Stadt eigene Evakuierungspläne und in jeder Basis gibt es gute Notfallbunker.
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Aber man sollte sich keine Illusionen machen: 10 Millionen Einwohner Seouls werden sich auf den Weg in den Süden des Landes machen, es heißt also informiert bleiben und vor allem schnell sein. Insbesondere sollte man seine wichtigen Dokumente (PASS!, Ausländerregistrierung, Zeugnisse etc.) immer griffbereit haben, um im Zweifel schnell zu reagieren. Falls moeglich geschieht die Ausreise von Auslaendern NICHT ueber die zivilen Flughaefen, sondern ueber die Militaerbasen der Amerikaner!
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Und das allerwichtigste: Ruhig bleiben.
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Noch einmal: Es gibt KEINE KONKRETE Gefahr, aber wenn ich mit ausländischen Freunden hier spreche, haben die alle Angst und wissen überhaupt nicht, wo sie hinsollen, wenn was ist.
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Zum Abschluss noch einmal das Auswaertige Amt:
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"Die Teilung der koreanischen Halbinsel und die politischen Beziehungen zwischen der Republik Korea (Südkorea) und der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) haben die Sicherheitslage für Reisende in Südkorea bisher nicht beeinträchtigt. Diese Einschätzung gilt auch weiterhin nach den Ereignissen um den Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs "Cheonan"."

9 Kommentare:

Ente hat gesagt…

Gut das meine Mutter deinen Blog nicht liest (denke ich), ich fliege nämlich nächste Woche nach Seoul ;)
Glaube aber nicht an einen Krieg und mache mir daher keine wirkliche Sorgen.

Unknown hat gesagt…

Wenn es keine "Konkrete Gefahr" gibt, warum schreibst Du den darüber?

Gomdori@KU hat gesagt…

Wie gesagt: Es beruhigt manche Leute zu wissen, wo man im Notfall hin muss

Vorsorge ist besser als Nachsorge :D

Gomdori@KU hat gesagt…

P.S. Welcome Back Ente ^^

TY hat gesagt…

Na dann hoffen wir mal alle, dass das auch so bleibt...

Gomdori@KU hat gesagt…

Du machst dir doch nicht Sorgen um mich, sondern nur um deine Aktien, die abschmieren, wenns hier Krieg gibt :P

Ente hat gesagt…

Für den Wechselkurs ist die "Entwicklung" übrigens ganz gut, trotz immer schwächerem Euro, wird der Wechselkurs gegenüber dem Won immer besser :)

Gomdori@KU hat gesagt…

Selbst ich, der ich mein Geld ausschliesslich in Won verdiene, muss sagen, dass der derzeitige Kurs von ca. 1.550 jedenfalls realistischer als ist das, was vorher abgegangen ist (sowohl die 1.900 waehrend der finanzkrise als auch die 1370 waehrend der griechenland-krise)

und 1.500 ist auch einfacher umzurechnen ^^

Ente hat gesagt…

Als wir das letzte Mal zusammen in Korea waren, war der Wechselkurs sogar unter 1300 und keiner von uns hatte das Gefühl, dass es ein unfairer Kurs ist, oder? ;)