Eine der Sachen, die ich am meisten in Korea verachte ist das Leben der sogenannten Oberschicht. Insbesondere die irgendwann in den letzten 30 Jahren auf einen Schlag durch Immobilienspekulation und allerlei andere Rafinessen reich gewordenen und seitdem der Welt entrückten feinen Damen. Die feinen Damen aus Gangnam (강남의 사모님). Inzwischen hat auch in Korea durch die lange Zeit der Entwicklung der vererbte Reichtum den erarbeiteten abgelöst.
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Noch schlimmer ist es dann fast, wenn der Mann tatsächlich täglich 18 Stunden hart arbeitet und die Frauen dann das Geld der Familie mit ihrem Lebensstil verpulvern. Diese Missstände werden kaum angesprochen. Mal ein verächtlicher Spruch, die obligatorische Zicke in den allabendlichen Fernsehserien, aber was solch ein Vorbild für die Gesellschaft für Auswirkungen mit sich bringt, das wird kaum thematisiert. Geschichten wie die von dem POSCO-Gründer, der jeden Abend auf der Baustelle schlief, um den Prozess zu überwachen, gibt es heute nicht mehr.
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Heute hat mal eine der erfolgreichen Businessfrauen in Korea, Kim Seong-ju, die Chefin von Seongju D&D den Mund aufgemacht und die - in ihrer Schicht ansässigen - anderen Damen kritisiert. Sehr lesenswertes Interview in der Chosun Ilbo. Zitat:
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"Ich sehe oft wie die Ehefrauen und Töchter unserer Oberschicht sich schon morgens in den feinen Restaurants der Luxushotels versammeln und tratschen. Die Kinder werden in die Nachhilfeschule oder zur Privatnachhilfe geschickt und dann überlegt man sich, wo man heute shoppen geht und wo man heute was leckeres essen könnte und wo es etwas Interessantes zu tun gibt. Da zieht sich in mir alles zusammen. Was wird einmal aus Kindern werden, die unter solchen Müttern aufwachsen?"
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Weshalb das Interview in aller Munde ist, das kommt dann hinterher und das verdeckt leider ihre sonstigen sehr feinen, sehr genauen Beobachtungen und Gedanken - sie spricht sich dafür aus, Frauen ebenfalls zum Sozialdienst zu verpflichten, so wie die Männer zum Militär gehen. Unerhört schreit es da aus dem Blätterwald.
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