24.9.10

Es braut sich was zusammen

Es braut sich was zusammen in Asien. Japan ist, und dafür gibt es keine andere Bezeichnung, vor China in die Knie gegangen. China hat seinen ersten offenen Machtkampf mit Japan klar gewonnen, der Testballon war erfolgreich. Die antijapanische Stimmung wird zudem trotz der Freilassung des Kapitäns zumindest weiter öffentlich ordentlich angefeuert. Chinas Agenda wird immer deutlicher.
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Doch das könnte ich durchaus auch als Bumerang erweisen. Nicht nur, weil ich China noch 30-40 Jahre nicht so weit sehe eine echte Weltmacht zu werden. Dazu gehört mehr als eine große Wirtschaft. Politisches Vertrauen, kulturelle Kraft, das sind Dinge, da könnte selbst das kleine Korea eher zum Regionalhegemon in Asien aufsteigen als China. Selbst regional sollte China Japan nicht unterschätzen. Japan ist auf dem absteigenden Ast und hat noch immer kein Vertrauen schaffen können, aber Japan so zu behandeln, wie China das jetzt getan hat, ist deutlich verfrüht.
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Meiner Meinung nach kann so ein Schock in Japan den Wunsch auslösen, militärisch aktiver zu werden. Der Schutzschild der USA ist seit der Okinawa-Krise nicht mehr so verlässlich und jetzt hat China die politischen Machtverhältnisse aufgezeigt, die es für die Zukunft anstrebt. Das, wie es so schön unter japanischen Nationalisten heißt, "Japan, das sich wehrt", könnte jetzt mehr Unterstützung finden.
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In den USA wird übrigens gerade ein Handelskrieg gegen China vorbereitet. Der Ausgang dieser Maßnahme dürfte noch spannender werden.
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Und Korea? Ist gaaaanz ruhig. Die Medien berichten ausführlich über die Krise, an der übrigens ja auch Taiwan noch beteiligt ist, das ebenfalls Anspruch auf die Inseln erhebt. Aber die Regierung in Korea? Seeeeeeehr ruhig. Ist auch das beste, was man machen kann.
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Die chinesischen Touristen stürmen Korea die Bude ein, die japanischen Touristen kommen weiterhin in großen Mengen. Von beiden Ländern ist man auch im Rest der Wirtschaft weiter stark abhängig. Mit China kann man es sich zudem wegen Nordkorea nicht verscherzen, mit Japan aus gleichem Grund ebenso wenig.
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4 Kommentare:

Christian Meurer hat gesagt…

Was willst Du mit Deinem Artikel sagen? Dass der Süden der koreanischen Halbinsel clever war sich in den Diskurs nicht eingemischt zu haben? Hätte auch wenig gebracht, da die Angelegenheit eine bi/trilaterale ist, die äußerst kompliziert ist (http://en.wikipedia.org/wiki/Senkaku_Islands#PRC_and_ROC_.28Taiwan.29_claims_to_the_islands)

Im Endeffekt ist das der Startsschuss für einen natürlichen Prozess, der die jahrhundertelangen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse im zukünftigen Ostasien wiederherstellt, wie sie zumindest bis zur Ära Guangxus überwiegend bestand hatten und China zu einer Großmacht befördert während Japan an der Machtkruste klebt und (Gesamt)Korea seine traditionelle Rolle als eher pro-chinesische Mitte zwischen dem Festland und Japan wahrnimmt...das ist meine Prognosse und wird auch von der neutralen nicht-pro-koreanischen Fachwelt geteilt.

Ich sehe hier keinen "Boomerang". Das ist kalkuliertes Kräftemessen an dem auch die mit über 6000$ pro US-Bürger bei China verschuldeten USA außer Säbelgerassel nicht viel werden anrichten können. Importbeschränkungen in den USA auf chinesische Produkte werden erwartungsgemäß weitere Kreise ziehen als Du es Dir als Nicht-Ökonom vorstellen kannst, denn dann kann China den USA auch den Geldhahn zudrehen und bei so netten Themen wie beispielsweise der Atomkrise in Iran erstaunliche politische Hebelwirkung entwickeln.

Man kann sich da drehen und wenden wie man will, auch wenn China wirtschaftlich noch dekaden hinterherhinkt und die Probleme im Land en Masse sind, aber der chinesischen Dampfzug braust noch allen davon...

Gomdori@KU hat gesagt…

Korea haette z.B. den Fehler begehen koennen, wie du es selbst sagst, eher pro-chinesisch zu handeln, indem es auf den eigenen Dokdo-Konflikt mit Japan hinweist. Ist durchaus nicht auszuschliessen gewesen.
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Zum Rest: Diese überschwänglichen Prognosen zu China kenne ich auch. Dass es bereits jetzt eine grosse Abhaengigkeit von China gibt, weiss ich auch. Ich weiss auch als Nicht-Oekonom, dass ein Handelskrieg den USA nutzen wird, dafuer muss man nun wahrlich nicht oder VWL studiert haben.

Worum es geht, ist dass die Konflikte offener ausgetragen werden als bislang. China scheint in letzter Zeit vermehrt die ruhige Hintergrund-Diplomatie zugunsten einer aggressiven Politik aufzugeben. Dies wiederum könnte zu interessanten Entwicklungen führen.

Gomdori@KU hat gesagt…

den USA nicht nutzen wird...

Christian Meurer hat gesagt…

Wo wird ein Handelskrieg den USA nutzen? Da bin ich doch jetzt aber mal sehr gespannt auf Deine Erklärung, bitte!

Eher hofft Obama auf Pluspunkte im Wahlkampf. Das ist Empörungs- und Drohgymnastik von Mr. Change. An der Tatsache, dass die US-Amerikaner wie wild chinesische Produkte einkaufen wird auch ein höher bewerteter Yuan nichts ändern, ausser dass deren Portomonaies für andere Einkäufe enger werden, in erster Linie für die vergleichsweise teureren Angebote auf dem Binnenmarkt.

Darüber hinaus übersiehst Du, dass ein höherer Währungskurs das Wohlstandswachstum nicht nur bremst, sondern gerade bei den Niedriglohnempfängern zu Revolten führen kann.

Und zu Korea: ich glaube kaum, dass es das konservative Establishment in Seoul, das ja in der Regierung sitzt, gegenwärtig Interesse daran hat durch einen Streit mit Japan die Allianz amerikanische Ostasienallianz aufzuwühlen, wenn es an der innerkoreanischen Grenze brummt....

Schuster, bleib bei Deinen Leisten ;)