24.9.10

Ode an den Hangang

Bei GomSeonsaeng hatte ich ja neulich schon mal die Ode auf den Hangang übersetzt. Heute habe ich mir etwas Zeit genommen und meine persönliche Huldigung an den Hangang endlich mal in die Tat umgesetzt. Eine Radtour. Zeit und Kondition hätten einmal ganz hin und zurück (über 60 Kilometer) wahrscheinlich nicht zugelassen, deshalb habe ich mich mit der mittelgroßen Tour begnügt.
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Ich war schon am Montag zu Fuß 12 Kilometer von Yeouido bis zum Flughafen Gimpo am Fluss entlang gelaufen und hatte mich da entschieden, jetzt auch mal die andere Richtung in Angriff zu nehmen. Laufen ist irgendwie so uneffektiv.
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Lange Rede kurzer Sinn, das war die Tour, für diejenigen, denen die Ortsnamen was sagen:
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Yeouido - Dongjak - Banpo - Ichon - Bamiseom - Gwangheungchang - Mapo - Yeouido. (Naver sagt 19.4 km)
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Da ich versuchen wollte über die Seogang-Brücke wieder nach Yeouido zu kommen, die aber leider eine reine Autobrücke ist, und ich dann die lustige Entscheidung traf, raus aus dem Park auf die normale Straße zu fahren, habe ich sogar noch ein richtiges Abenteuer erlebt. Seoul ist wirklich nicht gemacht fürs Fahrradfahren als Nahverkehrsmittel im geschlossenen Stadtgebiet, aber es war ein lustiges Erlebnis und die letzten paar hundert Meter auf der Fressmeile von Mapo waren dann doch dank breiter Bürgersteige wieder entspannter als ansteigende Autobahnausfahrten mit nem kleinen Leihrad ohne Gangschaltung zu überwinden.
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Ansonsten boten sich mir wieder einmal viele neue Einblicke.
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1. Seinen kleinen Schosshündchen beim Ausgehen traditionelle Hanboks anzuziehen, scheint ein neuer Trend zu sein. Ich hätte fast geweint.
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2. Die Flutschäden am Hangang sind teils wirklich übel. Der ganze Müll, der angespült wurde, ist das eine, aber was im Renaissance-Projekt mühsam angepflanzt wurde ist teilweise einfach weggespült worden. Sehr schade.
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3. Ich hatte es in den Medien ja echt nicht geglaubt, aber es stimmt tatsächlich: Am Hangang, mitten im Zentrum einer 11-Millionen-Metropole (und nicht im Vogelschutzgebiet auf Bamiseom, sondern in Icheon) leben einige Fischreiher.
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4. Luftverschmutzung ist im Herbst nicht sichtbar, aber nach zwei Stunden auf dem Rad hat man schon eine komische ascheartige Schicht, naja eher einen feinen Film auf der Haut. Wobei das auch von meinem Schlenker in die Innenstadt kommen kann. Am Fluss schien die Luft frisch, aber ich bin kein Luftgütemessgerät.
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5. Die Seouler Flora, Floating Island, nimmt langsam aber sicher Formen an. Die Grundgerüste stehen, am Ufer wird schon fleissig gebastelt. Das wird mal richtig hübsch. Einfach mal bei Google eingeben, da gibts viele Bilder von dem Projekt.
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6. Die Skyline von Yeouido wird immer beeindruckender. Wenn da noch 2014 die alte Hangang-Insel mit der neuen Oper fertig werden sollte, hätte man echt ein "Landmark"Postkartenmotiv. Vielleicht wird dann aufgehört so viel von Landmark-Schaffung zu reden, wenn man endlich eins hat.
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7. Auf Yeouido, direkt hinter dem Parlament wird ein sehenswerter kleiner Yachthafen mit stylishem Clubhaus gebaut. Ein Schelm wer Böses dabei denkt, aber auf jeden Fall eine gelungene Ergänzung des Ensembles.
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8. Die Wassertaxis fahren tatsächlich. Habe mindestens 3 verkehren sehen. Auch kleine Segler sind heute auf dem Wasser gewesen. Sehr pittoresk. Wenn nur die vielen Plattenbauten die Ufer nicht so verschandeln würden.
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Achso, Kostenfrage: Was es kostet, sich zwei Stunden lang am Hangang zu vergnügen? Leihrad kostet 3.000 Won pro Stunde, 500 Won für jede weitere 15 Minuten, aber bei mir waren sie doch seeehr kulant. Ich kam um 15:46, 16:00 Uhr wurde mir als Abfahrtszeit aufgeschrieben und ich kam zurück um 18:23 und ich bekam als Ankunftszeit 18:00 Uhr aufgeschrieben. Es hat mich also gerade mal 5.000 Won gekostet. Wem das zu viel ist, der kann sich auch bei den Bezirks- und Nachbarschaftsämtern am Hangang gegen Vorlage eines Ausweises kostenlos Räder ausleihen. Der Bezirk Gangseo ist insbesondere sehr bekannt dafür.
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Hangang Biketour


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Unbedingt Fotos anschauen! Auf ein paar davon bin ich richtig stolz. Alles mit ner handelsüblichen Samsung-Digicam gemacht, nichts nachbearbeitet. Einfach Natur, Licht, Schatten. Punkt.
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Achso und zum Abschluss stelle man sich bitte voll aufgedrehten MP3-Player mit diesem Lied vor, während der Fluss an einem vorbeizieht.
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Lee Sangeun mit "Vogel"
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Übersetzung des Liedtextes jetzt HIER ZU SEHEN.

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