Als jemand aus der Generation, die in ihren beeinflussbarsten Jahren das zweite Flugzeug live vorm Bildschirm ins World Trade Center krachen sehen hat, ist man besonders ängstlich bei Flugzeugen, die zu nah an Gebäuden sind.
.
Als jemand, der in Korea wohnt, sollte man Fliegeralarme und Kampfflugzeuge allerdings nicht unbedingt als etwas Ungewöhnliches wahrnehmen. Tatsächlich funktioniert das bei den Alarmen recht gut; routiniert wird in den Büros weitergearbeitet.
.
Als aber heute ein Donnern und Krachen im Zentrum zu hören war, stürmten die Leute doch ans Fenster. Denn auch wenn Präsident Lee sich in der Tradition seiner linken Vorgänger jetzt Freundschaft mit Nordkorea erkauft, so ganz ausgestanden sind die Spannungen mit dem lieben Nachbarn, dem die südkoreanische "faschistische Verbrecherbande" jetzt freundlicherweise Nahrung und Zement liefern darf, noch nicht. Und wenn dann plötzlich am Himmel im Zentrum mehrere tieffliegende Kampfjets mit einem Heidenlärm auftauchen, dann wird einem schon mulmig zumute. Zumal sie kein Ziel zu haben schienen, sondern kreuz und quer durch den Himmel schossen.
.
Also wurde wild diskutiert; warum sind zwei mit anderer Farbe bemalt als die anderen (woran man übrigens auch sieht WIE tief und nah die Dinger waren!), sind das Abfangjäger eines nordkoreanischen Jets? Ist es ein südkoreanischer Pilot der Selbstmord begehen will? Fragen, Fragen, Fragen.
.
Erst nach einigen Stunden dann in den Nachrichten die Auflösung: Es waren Übungsflüge für Flugshows am Tag der Luftwaffe. Warum auch immer man die im Zentrum über unseren Köpfen machen muss. Ohne Vorankündigung.
.
Netterweise hat sich das Oberkommando dazu durchgerungen, vor der nächsten Übung übermorgen eine Mitteilung herauszugeben, damit man nicht so erschreckt wird.
.
"Kampfjet" war heute das meistgesuchte Wort bei Naver und Daum.
.
3 Kommentare:
Nervig auf `nem Pulverfass, nicht!?
Pulverfass? Es gibt kaum eine Stadt auf der Welt, in der ich mich so sicher gefühlt habe wie in Seoul.
Die Chance in einer anderen großen Stadt durch einen verrückten Attentäter zu sterben, dürfte auf jeden Fall größer sein, als in Seoul einen Angriff von Nordkorea zu erleben.
Exakt...Seoul ist friedlich, sehr friedlich. Genau deshalb sind solche Vorfaelle wie gestern umso ueberraschender...
Es ging nicht um die reale Gefahr, sondern um die Ungewoehnlichkeit des Vorfalls. Wie gesagt, auf Luftschutzuebungen reagiert hier ja kaum jemand mehr.
Aufgeschreckt haette das gestrige Ereignis hingegen jede Bevoelkerung, nur dass man in Korea halt zuerst an Nordkorea denkt und in New York oder London waeren es schlicht Terroristen.
Kommentar veröffentlichen