Man man man. Was ich allein in den letzten beiden Tagen wieder durch die Welt geschüttelt wurde, geht ja wirklich in keine Worte mehr zu fassen.
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Gestern war ich mit Herrn Kim, unserem ehemaligen Akademie-Leiter, was trinken. Warum ehemalig, wird sich jetzt der geneigte Leser fragen: Tja, die Führung hat gewechselt und unser guter Herr Dr. musste leider in den 5. Stock umziehen, um jetzt für den Herrn Institutsleiter zu denken. Schade eigentlich. Warum ich es aber hier wieder ausbreite: Herr Kim möchte mich für die Übersetzerwelt erhalten und hat sich ein lustiges neues Projekt ausgedacht: Nach der Akademie jetzt das Atelier, also ein Ort, an dem die Leute, die die Akademie absolviert haben, mit einem festen Arbeitsvertrag und guter Bezahlung das bezahlen, was sie für schön befinden. Denn das Institut wird wohl demnächst erweitert, nicht mehr nur Literatur, sondern auch Sachbücher. Offensichtlich hat man sich das so ausgedacht, dass meine Kommilitonin Haerim für moderne Prosa und ich für klassische (Sach-)Literatur und Fachbücher zuständig sein soll.
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Vor einigen Wochen noch unvorstellbar für mich, klassische Literatur interessant zu finden ("dieser Konfuzianismus-Kram"), hat sich für mich schon wieder eine neue Welt geöffnet.
Denn dank eines Prof. Sasse machen mir sogar Gedichte riesig Spaß, mein absolutes Hassfach bisher. Da hat man wenigstens was in der Hand, denn ein klassiches Gedicht zu verstehen, das können nicht Mal Koreaner einfach so.
Irgendwie hat der Gute eine Ader wie mein damaliger Englisch- und PW-Lehrer Herr Rahn, mit einer trockenen, aber herzlichen Art, trockenste Inhalte interessant darzustellen, zumindest für diejenigen, die sich interessieren. Interessante Parallelen gibt es sowieso genug: Die Liebe zur Englischen Sprache, die Hippie-Zeit in der Jugend, die Vorliebe für die Farben olivgrün und beige, wobei die wohl mit ersterem zu tun haben dürften. Wenn die Blüten blühen, geht es zum Reiswein in die Bambushaine. Jeden Morgen schaue ich in Seoul bang auf die Bäume, wann es denn nun endlich anfängt mit dem Blühen, weil ich es kaum abwarten kann. Vollkommen krank.
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So, jetzt Mal zurück aus meinem kleinen Einod, zurück in die harte Realität des Reiserwerbs.
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Auf der anderen Seite balge ich mich nämlich gerade mit den Herren und Damen von der KTO. In meinem Team läuft ja alles super mit meiner Chefin. Auch die Arbeit für unseren Herrn Vizeminister verlief mehr als erfreulich und in sehr angenehmer Art und Weise. Aber da ist ja noch der Reiseführer. Da ich ja nun Mal so quasi die Leitung des Ganzen übernommen habe, also mich auch verantwortlich fühle, habe ich denen, die für die Veröffentlichung (und den irrationalen Zeitdruck, der auf mich ausgeübt wird) verantwortlich sind, jetzt versucht klar zu machen, dass das mit der Veröffentlichung nicht so eine gute Idee ist.
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Habe bei der Erstkorrektur, die ich in unsäglichen 5 Tagen abarbeiten musste, auf 238 Seiten sage und schreibe 5960 Fehler entdeckt. Gut, so 2000 davon muss man nicht unbedingt anstreichen, aber trotzdem übel. Und da ist noch nicht Ausdruck o.ä. mit drin. Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt wie das weitergehen soll. Wäre ja theoretisch für Herausgabe unter Bedingung, dass wir am besten gleich im Mai anfangen den Reiseführer fürs nächste Jahr vollkommen von Null anzufangen. Aber das wird bestimmt nicht gehen, weil wir ja der Englischen Version hinterherhecheln müssen. Da sind nämlich neben den ganzen haarsträubenden Fehlern auch noch tolle inhaltliche Blüten drin wie "In den Cafes in Sinchon kann man gut Kaffee trinken". "Eine Eisbar ist eine Bar, in der alles aus Eis ist" u. Ä. Glanzlichter.
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Mit diesen fast schon zen-artigen Worten möchte ich dann meinen heutigen Ritt durch die Höhen und Tiefen meines koreanischen Lebens beschließen. Naja, einen hab ich noch.
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"Yonsei University Street - Diese Strasse fuehrt zur Yonsei Universitaet. Wege zweigen wie Aeste eines Baumes von ihr ab. Diese Strasse wurde zur "Strasse, die man gehen moechte" bestimmt und seitdem werben Reisefuehrer fuer sie"
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Korea, mein geliebtes Korea, was tut man dir nur an....^^
2 Kommentare:
"Yonsei University Street - Diese Strasse fuehrt zur Yonsei Universitaet. Wege zweigen wie Aeste eines Baumes von ihr ab. Diese Strasse wurde zur "Strasse, die man gehen moechte" bestimmt und seitdem werben Reisefuehrer fuer sie"
haben sie doch recht, warum regst du dich darüber so auf?
Max Frisch hat Homo faber auch so schreiben lassen ;)
habs mir überlegt. komm nich nach berlin, werd übersetzer und tu uns allen den gefallen und sorg dafür, dass die vernünftige lektüre auf deutsch herausbringen. es schmerzt einfach nur was da immer wieder fabriziert wird...
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