11.6.10

Wie meine liberale Erziehung mich ans Westmeer brachte

Heute habe ich mal wieder gemerkt, wie gut die Erziehung durch meine Eltern mir getan hat. Anstatt wie die meisten anderen aus meinem Fach fuer die Finals in der Bibliothek zu lernen, habe ich es in Seoul nach 3 Monaten Dauerstress nicht mehr ausgehalten und habe das gute Wetter genutzt ans Meer zu fahren. Natuerlich lerne auch ich, nur eben entspannt, in besserer Umgebung und ohne jegliche Versuchungen mit Freunden etwas zu unternehmen oder "mal kurz in Firma" zu springen, weil Not am Mann ist.
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Also sitze ich jetzt in Daecheon, gestern war ich in Muchangpo und lasse die Wellen die Kulisse fuer transnationalistische, postkonstruktivistische, feministische, neostrukturalistische und sonstige langweilige Theoren der Internationalen Beziehungen sein. Bisher geht das Konzept grandios auf.
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Auch Kant und Rousseau lassen sich viel einfacher ertragen, wenn man mit den Fuessen im Sand in einem Strandrestaurant sitzt und sich dabei eine Nudelsuppe mit 46 Muscheln in 12 verschiedenen Sorten (!) kredenzen laesst.
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Platon und Aristoteles habe ich mir gestern auf einer Insel gegeben, um mich herum die Wellen, auf einem Felsen sitzend ueber das Meer schauend.
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Ich sage nicht, dass dies der beste Weg zum Lernen ist, aber es ist der fuer mich richtige Weg. Wenn mir meine Eltern etwas auf den Weg gegeben haben, dann fuer mich selbst zu sorgen und darauf zu hoeren, was ich fuer mich fuer gut erachte - und dann die Verantwortung dafuer zu uebernehmen. Hoert sich kitschig an, aber wenn man wie heute mit den Fuessen im Westmeer sitzend, einen leckeren Eiskaffee geniessend die verzweifelten Anrufe aus Seoul mitbekommt, dann merkt man wie gut es ist, sich ueber sozialen Druck, insbesondere in einer Kultur, die nicht die eigene ist, hinwegsetzen zu koennen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
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Dass ich hier jetzt auf dem Blog schreibe, hat mir aber meinen Plan durchkreuzt - das Motel hatte leider doch Internet, obwohl ich mir den billigsten Schuppen ausgesucht habe, um ja nicht in Versuchung zu kommen. Wie auch immer - kann schief gehen mein Projekt vorgezogene Sommerferien, aber wenn es das tut, dann hatte ich wenigstens zwei schoene Tage am Westmeer...
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5 Kommentare:

mek hat gesagt…

Wo ist der LIKE-Button in deinem Blog, ;-) - grandiose Idee

Georg hat gesagt…

Find ich super! Manchmal ist man einfach weg und für niemanden zu erreichen. Niemand ist auf der Arbeit unersetzlich und Urlaub dient schliesslich auch dazu die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Punkt.

Anonym hat gesagt…

Ist ja spannend, der Hinweis auf die Eltern. Wahrscheinlich haben die Dich auch noch darin bestärkt, so ein "brotloses" Fach wie Koreanistik zu studieren :)

Anonym hat gesagt…

whats youtr point ???

Anonym hat gesagt…

Hallo Sohn,

was soll das???

Irritiert d. M.